Liveartikel zur Weihe
beschäftigt gewesen. Er hat ihn modernisiert und wollte nach herausfordernden Anfangsjahren mit für Mitarbeiter teils schmerzhaften Neustrukturierungen bleiben. Nach anfänglichen Zweifeln stimmte er doch zu, das Bischofsamt anzunehmen. Jetzt muss er dessen Ansehen wiederherstellen, entstandene Klüfte in der Kirche schließen.
Zurzeit bekomme er von vielen den Ratschlag, „ich soll mich in meinem neuen Dienst selbst wichtiger nehmen“, erzählt er. „Amt“, diesen Begriff kenne man im Slowenischen nicht, „Dienst“sei ihm auch lieber.
Was typisch für seine Person sei, das müssten andere bewerten. Bescheiden und unkompliziert, eher mit T-shirt und Pullover als Kollar und Sakko unterwegs, herzlich und locker auf Leute zugehend, so kennen ihn viele und sind überzeugt: „Als Bischof wird er nahe bei den Menschen sein.“Dazu passt, dass er als Kirchenchef in seiner Wohnung mit Garten bleiben und nicht ins Bischöfliche Palais ziehen will. Mitarbeiter wissen zu berichten, dass Marketz auch emotionsgeladen, zu schnell begeisterungsfähig oder wankelmütig sein könne. Wechselnde Aussagen zur Abschaffung des Zölibats nach seiner Bischofsernennung seien beispielhaft dafür.
Als Caritas-direktor habe er sich an den Aufforderungen von Papst Franziskus orientiert, sagt Marketz: „Weitet euren Fokus, schaut auf die Ränder hin und greift dort bei Bedarf ein.“Eines erzählt er dieser Tage gern: Als er zu Beginn seiner Caritastätigkeit Mitarbeiter fragte, was Caritas heißt, hätte es so gut wie keiner gewusst. Jetzt aber gebe es keinen mehr, der nicht weiß, dass Caritas Liebe bedeutet.“Es bleibe seine wichtigste Botschaft im Bischofsamt. „Deus caritas est/gott ist die Liebe“, so lautet auch sein Bischofsspruch. Konträre Positionen unter dem Mantel der Liebe austauschen, auch dafür stehe er, betont Marketz.
Derzeit fragen sich viele, wie der legere Josef, Jozˇe oder Pepp, wie man ihn nennt, ins Bischofsgewand, zu Mitra und Bischofsstab passt. „Ich weiß es auch nicht“, sagt er dazu, „aber es fällt mir leicht, mich an Situationen zu gewöhnen.“Und übrigens: Josef, so will er jetzt als Bischof genannt werden.
Als einer, der oft Fragender ist, Hierarchien hinterfragt und nach unkonventionellen Lösungen sucht, muss Marketz heute das alte und starre Korsett der Kirche zur Bischofsweihe annehmen, das total klerikal geprägt ist, ohne Laien und Frauen abläuft. Er wollte es nicht an die große Glocke hängen, doch Marketz sagte im Vorfeld: „Das müsste überarbeitet werden.“
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