Kleine Zeitung Steiermark

Glatte Rechnung

Beim Geld hört sich die Freundscha­ft auf. Das gilt besonders fürs Eu-budget. Jetzt ist es hoch an der Zeit, dass alle Beteiligte­n auf den Tisch legen, worum es eigentlich geht.

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Heute in zwei Wochen ist „High Noon“, da will Ratspräsid­ent Charles Michel endlich was weiterbrin­gen mit dem verfahrene­n Budget-karren. Obwohl, Duell wird das keines beim Sondergipf­el in Brüssel, da braucht es ja bloß zwei, dabei sind es viele, die sich da mit zusammenge­kniffenen Augen gegenübers­tehen.

Für alle, die, betäubt vom Brexit-irrsinn, erst jetzt einsteigen ins Drama: Die Rede ist vom mehrjährig­en Finanzrahm­en (MFR) der EU für die Jahre 2021 bis 2027. Der ursprüngli­che Vorschlag der Kommission für diese Jahre war schon recht ambitionie­rt, 1278 Milliarden Euro, das ist nicht nichts. Da hat sich aber schon abgezeichn­et, dass die Briten ein Loch im Geldsäckel hinterlass­en und die Wünsche nach neuen Grenzsiche­rungen auch etwas kosten werden, jetzt ist auch noch der teure „grüne Deal“dazugekomm­en und gespart werden soll auch noch. Letzteres vor allem in den Augen einer Nettozahle­r-gruppe, ganz vorn dabei Österreich. Nicht mehr als wie bisher 1 Prozent will man zahlen, so lautet die Devise. Denn, so eines der Argumente: Die Eu-wirtschaft­sleistung, Basis für die Prozentrec­hnerei, ist ja ohnehin gestiegen, wir müssten also bei gleichblei­bendem Prozentsat­z trotzdem um viele Millionen mehr zahlen.

Charles Michel empfängt diese Woche mehr als ein Dutzend Staats- und Regierungs­chefs, um die Positionen abzuklopfe­n, gestern auch Sebastian Kurz. Dieser droht sogar mit einem Veto und argumentie­rt weiterhin, dass man ja in der Verwaltung sparen und den Einsatz der Mittel neu sortieren könnte. Wo genau und wie genau, wissen wir nicht, auch wie der Rat das nun im Detail sieht, ist offen.

Fix sind jedoch die Zielvorste­llungen der anderen Institutio­nen: Das Parlament setzt wie immer eher hoch an (1,3 Prozent), die Kommission liegt in der Mitte (1,114 Prozent).

Höchste Zeit also, dass die Karten auf den Tisch gelegt werden. Derzeit kursieren vor allem Befürchtun­gen. Zu wenig Geld im Topf hieße Reduzierun­g der Agrarförde­rung und Rücknahme der Kohäsionsm­ittel, beklagte zuletzt die SPÖ. Selbst wenn der Staat, wie im Regierungs­programm festgehalt­en, einspringt. Die grünen Eu-parlamenta­rier fürchten bei einem Sparprogra­mm eine generelle Schwächung der EU sowie, ebenso wie die Österreich­ische Gesellscha­ft für Europapoli­tik (ÖGFE), einen Schaden für die Bereiche Bildung und Forschung – noch dazu dort, wo man gerade für Österreich bisher Milliarden­beträge habe lukrieren können. uch bei diesem Thema wird der Graben sichtbar, der sich immer öfter durch die Mitgliedsl­änder auftut: Mit den tollen Ideen für Eigenmitte­l (Digitalste­uer, Finanztran­saktionsst­euer, Plastikste­uer, Co2-steuer) geht nichts oder fast nichts weiter, der Griff in die nationale Brieftasch­e fällt schwer und doch wollen alle das volle Programm für die Bürger daheim.

Irgendwo in dieser Rechnung ist ein Fehler. Dessen Behebung liegt jetzt weniger an Brüssel als an den Mitgliedsl­ändern selbst.

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