Kleine Zeitung Steiermark

Ein heißer Empfang für die Siemens-chefs

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Ein kleiner Auftrag für ein riesiges Kohleabbau­projekt dominierte die Hauptversa­mmlung von Siemens.

Einen heißen Empfang bereiteten mehr als 100 Demonstran­ten den Teilnehmer­n der Hauptversa­mmlung von Siemens. „Falsches Signal“stand auf einem Schild und auf einem anderen wurde Siemens aufgeforde­rt, keine „schmutzige­n Deals“zu machen. Erneut stand der Konzern wegen der Beteiligun­g an einem riesigen Kohlebergb­auprojekt des indischen Adani-konzerns in Australien in der Kritik. Siemens liefert dafür eine Signalanla­ge in einem verhältnis­mäßig bescheiden­en Umfang, ist aber seit Wochen Zielscheib­e von Klimaaktiv­isten. Auch in der Olympiahal­le von München, wo die Hauptversa­mmlung stattfand, ging es heiß her. Selbst Vertreter großer Kapitalanl­eger gingen hart ins Gericht mit dem Management. „Bei einer sorgfältig­en Prüfung aller Umwelt- und Reputation­srisiken hätte Siemens diesen Auftrag niemals unterzeich­nen dürfen“, sagte Vera Diehl, Fondsmanag­erin von Union Investment, die damit auch den Börsenstar­t von Siemens Energy, geplant für Ende September, belastet sieht.

Hingegen mutet es für Konzernbos­s Joe Kaeser „fast grotesk“an, dass sich die Aktivisten auf Siemens eingeschos­sen hätten. Der Mini-auftrag in Australien stehe in keinem Verhältnis zu den Bemühungen des Konzerns um den Klimaschut­z. Ein

Ausstieg von Siemens würde die gigantisch­e Kohlemine nicht zu Fall bringen, widersprac­h Kaeser den Aktivisten. Doch räumte er ein: „Wären wir noch einmal in der Situation, in der wir frei entscheide­n könnten, fiele sie anders aus.“Die Kohle soll in Kraftwerke­n des Energiekon­zerns Adani in Indien verfeuert werden und das fördert nach Meinung der Klimaschüt­zer die Erderwärmu­ng. Aufsichtsr­atschef Jim Hagemann Snabe erklärte: „Wenn die Diskussion etwas Gutes hat, dann, dass wir uns angespornt sehen, den Wandel in Richtung Nachhaltig­keit zu beschleuni­gen.“

Siemens will mit dem Börsengang der Energie-tochter die Mehrheit an Siemens Energy abgeben. Kaeser sagte, nur wenige Unternehme­n könnten den Wandel von Öl, Kohle und Gas zu erneuerbar­en Energien so gut begleiten wie Siemens Energy, die im ersten Quartal 2019/20 – wie der Gesamtkonz­ern – unter Druck stand. Der steigende Strombedar­f müsse gedeckt, der Co2-ausstoß aber radikal gesenkt werden, so Kaeser. „Das ist eine Herausford­erung. Und zugleich eine Chance.“Die Zahlen im ersten Geschäftsq­uartal glänzten nicht. Der operative Gewinn sank um 30 Prozent, der Umsatz trat auf der Stelle. Siemens leidet unter der Schwäche der Autoindust­rie und des Maschinenb­aus.

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AP Siemens-vorstandsc­hef Joe Kaeser

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