Orbáns Masterplan für die Wiederwahl
Viktor Orbán regiert Ungarn seit zehn Jahren. 2022 will er wieder siegen –
aber mit anderen Themen als bisher.
Beim Thema Umwelt macht sich jetzt eine frühe Strategie bezahlt: Staatspräsident János Áder hat sein Wirken von Anfang an dem Umweltschutz gewidmet. Das brachte ihm im vergangenen September eine Einladung zum Klimagipfel der UN und einen willkommenen Auftritt dort ein. Er konnte betonen, dass Ungarn seit 1990 gut 32 Prozent weniger CO2 ausstößt, obwohl Energieverbrauch und Wirtschaft stark gewachsen sind, dass Ungarn seine Sonnenenergie-kapazität bis 2030 verzehnfachen, keine Kohle mehr verwenden und
stattdessen mehr Atomenergie produzieren werde. Ungarns Waldflächen sollen bis 2050 um 30 Prozent wachsen. Die Strategie ist also klar: Die Grünen als „rot“beschimpfen und dabei selbst Ergebnisse präsentieren, erzielen, die als klimapolitische Spitzenklasse verkauft werden können. Das ist deswegen wichtig, weil auch Ungarns urbane Jugend zunehmend grün denkt. Das war ein Grund für den Sieg des „grünen“Politikers Gergely Karácsony bei den Budapester Bürgermeisterwahlen im vergangenen Oktober. arácsony siegte aber auch, weil er jung ist und die städtische Jugend sich mit ihm identifizieren kann. Orbán hat ein Generationenproblem. Seit seinem Amtsantritt 2010 sind 1,2 Millionen Wahlberechtigte verstorben und eine Million neue Wähler auf den Markt gekommen. Sie tendieren zur neuen Momentum-partei: liberal, grün, jung. Momentum ist inzwischen die stärkste Oppositionskraft.
Die Regierungspartei Fidesz braucht also neue, junge Gesichter und einen neuen Ton im Umgang mit der Jugend.
Deswegen tauchen derzeit reihenweise neue, junge Frauen in der Regierungskommunikation auf. So wurde die nur 22jährige Zsófia Rácz als stellvertretende Staatssekretärin für Jugend installiert. Sie postet Videos auf Facebook, duzt dabei jeden, und jeder darf ihr Fragen stellen.
Ob das junge, urbane, grün gesinnte Wähler überzeugen kann, bleibt dahingestellt.
K