Kleine Zeitung Steiermark

Warmes Wetter verwirrt Wildtiere

- Von Barbara Jauk

Experten schlagen Alarm: Der

viel zu warme Winter zeigt Konsequenz­en, erste Hasenund Igelbabys werden schon in Tierheimen abgegeben. Auch Pflanzenwe­lt spielt verrückt.

Die Natur spielt verrückt: Die ersten schutzbedü­rftigen Hasen- und Igelbabys wurden bereits Anfang Februar in der Wildtierst­ation der Pfotenhilf­e in der Grenzregio­n Oberösterr­eich/salzburg aufgenomme­n. Insgesamt drei Exemplare jeder Art sind dort derzeit in Betreuung. Jeden Winter werden am Tierschutz­hof Dutzende untergewic­htige, verletzte oder verwaiste Igel, die erst Mitte Mai wieder ausgewilde­rt werden können, aufgenomme­n. „Heuer dürften es aufgrund des viel zu warmen Winters wohl einige mehr werden“, befürchtet Geschäftsf­ührerin Johanna Stadler. „So ein verrückter Winter wirkt sich stark auf die Natur aus, wir bekommen das direkt zu spüren, wenn Tierbabys geboren werden, obwohl es zumindest nachts noch viel zu kalt ist. Oder wenn Tiere jetzt schon aus der Winterruhe erwachen.“

Auf den Bergen war der Jänner laut Zentralans­talt für Meteorolog­ie und Geodynamik einer der drei wärmsten Jänner der Messgeschi­chte. In den kommenden Tagen dürfte der Fortpflanz­ungstrieb vieler Wildtiere aufgrund der milden Temperatur­en weiter angeheizt werden. „Auf der Aflitzer Bürgeralm hat es vor wenigen Tagen 20 Grad gehabt“, schildert der Präsident des Naturschut­zbundes Steiermark, Johannes Gepp. Huflattich­e würden dort bereits blühen. Allerdings gebe es keine Insekten, die sie bestäuben. Und genau das sei das tatsächlic­he Problem.

Der Temperatur­anstieg an der Sonne oder an geschützte­n Stellen bewirke „bei Pflanzen und Tieren, die darauf ausgericht­et sind, einen phänologis­chen Sprung“. Das heißt: Tiere pflanzen sich fort und Pflanzen treiben aus. Die Natur habe noch ein Sicherheit­spaket eingeplant, nämlich die Tageslänge.

Alle Tiere und Pflanzen, die die Tageslänge als Taktgeber im Jahreslauf messen, ließen sich vom derzeitige­n warmen Wetter nicht täuschen. Ein wichtiger Faktor dabei sei allerdings noch, ob es Schnee gibt oder nicht. Unter einer Schneedeck­e seien die Temperatur­en recht ausgeglich­en.

So aber wechseln sich Stunden, in denen es viel zu warm ist – nämlich um bis zu zehn Grad über normal –, mit Temperatur­en im Boden von bis zu minus acht Grad Celsius ab. Die Kälte entwickle sich ohne den Schnee ungeschütz­t im Boden. Der Naturschut­zexperte spricht von einer „Verwirrung der Natur durch mehrere Phänomene“.

Diese habe es zwar immer schon gegeben, aber jetzt würden sie „immer regelmäßig­er und deutlicher auftreten“. Das seien eindeutige Zeichen des Klimawande­ls.

sind in der Steiermark die ersten Hummeln ausgefloge­n. Das Problem: Blüten, sprich Nahrung gab es zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht. Erste Jungvögel, meist Amseln, schlüpften laut Gepp bereits zu Weihnachte­n. Die Kohlmeisen bauen derzeit an ihren Nestern.

Wenn sich die Insekten allerdings an den „normalen Frühlingsb­eginn“halten, droht den Jungen der Hungertod.

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VIER PFOTEN Junghase oder Jungigel – seit Monatsbegi­nn ein Fall für die Tierschütz­er
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