Warmes Wetter verwirrt Wildtiere
Experten schlagen Alarm: Der
viel zu warme Winter zeigt Konsequenzen, erste Hasenund Igelbabys werden schon in Tierheimen abgegeben. Auch Pflanzenwelt spielt verrückt.
Die Natur spielt verrückt: Die ersten schutzbedürftigen Hasen- und Igelbabys wurden bereits Anfang Februar in der Wildtierstation der Pfotenhilfe in der Grenzregion Oberösterreich/salzburg aufgenommen. Insgesamt drei Exemplare jeder Art sind dort derzeit in Betreuung. Jeden Winter werden am Tierschutzhof Dutzende untergewichtige, verletzte oder verwaiste Igel, die erst Mitte Mai wieder ausgewildert werden können, aufgenommen. „Heuer dürften es aufgrund des viel zu warmen Winters wohl einige mehr werden“, befürchtet Geschäftsführerin Johanna Stadler. „So ein verrückter Winter wirkt sich stark auf die Natur aus, wir bekommen das direkt zu spüren, wenn Tierbabys geboren werden, obwohl es zumindest nachts noch viel zu kalt ist. Oder wenn Tiere jetzt schon aus der Winterruhe erwachen.“
Auf den Bergen war der Jänner laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik einer der drei wärmsten Jänner der Messgeschichte. In den kommenden Tagen dürfte der Fortpflanzungstrieb vieler Wildtiere aufgrund der milden Temperaturen weiter angeheizt werden. „Auf der Aflitzer Bürgeralm hat es vor wenigen Tagen 20 Grad gehabt“, schildert der Präsident des Naturschutzbundes Steiermark, Johannes Gepp. Huflattiche würden dort bereits blühen. Allerdings gebe es keine Insekten, die sie bestäuben. Und genau das sei das tatsächliche Problem.
Der Temperaturanstieg an der Sonne oder an geschützten Stellen bewirke „bei Pflanzen und Tieren, die darauf ausgerichtet sind, einen phänologischen Sprung“. Das heißt: Tiere pflanzen sich fort und Pflanzen treiben aus. Die Natur habe noch ein Sicherheitspaket eingeplant, nämlich die Tageslänge.
Alle Tiere und Pflanzen, die die Tageslänge als Taktgeber im Jahreslauf messen, ließen sich vom derzeitigen warmen Wetter nicht täuschen. Ein wichtiger Faktor dabei sei allerdings noch, ob es Schnee gibt oder nicht. Unter einer Schneedecke seien die Temperaturen recht ausgeglichen.
So aber wechseln sich Stunden, in denen es viel zu warm ist – nämlich um bis zu zehn Grad über normal –, mit Temperaturen im Boden von bis zu minus acht Grad Celsius ab. Die Kälte entwickle sich ohne den Schnee ungeschützt im Boden. Der Naturschutzexperte spricht von einer „Verwirrung der Natur durch mehrere Phänomene“.
Diese habe es zwar immer schon gegeben, aber jetzt würden sie „immer regelmäßiger und deutlicher auftreten“. Das seien eindeutige Zeichen des Klimawandels.
sind in der Steiermark die ersten Hummeln ausgeflogen. Das Problem: Blüten, sprich Nahrung gab es zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht. Erste Jungvögel, meist Amseln, schlüpften laut Gepp bereits zu Weihnachten. Die Kohlmeisen bauen derzeit an ihren Nestern.
Wenn sich die Insekten allerdings an den „normalen Frühlingsbeginn“halten, droht den Jungen der Hungertod.