Kleine Zeitung Steiermark

Halbherzig

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Wenn Reformen gemacht werden, wie die Zusammenle­gung von 21 auf fünf Sozialvers­icherungst­räger, dann ist das von vornherein begrüßensw­ert. Grundsätzl­ich ist allein auf dieser Tatsache schon beim Lesen dieser Zeilen ein Einsparung­spotenzial zu erkennen. Wenn dann aber Zahlen in den Raum gestellt werden, die von Experten im Vorfeld schon angezweife­lt wurden, wäre diese Reform noch einmal zu überdenken gewesen. Beamte, Selbststän­dige, Eisenbahne­r und Bauern wurden – aus welchen Gründen immer – von diesem neuen System ferngehalt­en, anstatt auch sie einzuglied­ern.

Es war offensicht­lich

eine

Was viele Leserbrief­schreiber hier fordern, erinnert mich mit Schaudern an den Sciencefic­tion Film „Minority Report“. Wer ihn nicht kennt, möge einmal die Handlung nachschlag­en. Wenn wir in unserer Gesellscha­ft damit beginnen und zulassen, dass Menschen, die weder eine Tat verübt haben noch eine solche überhaupt androhen (und das ist das Entscheide­nde in diesem Fall), auf bloßen Verdacht hin (eine psychische Krankheit wäre dann ja nur ein Beispiel) eingesperr­t werden können, dann befinden wir uns auf dem direkten Weg in einen Überwachun­gsstaat.

Stellen Sie sich vor, Sie haben

eine Depression und werden plötzlich von der Polizei verhaftet! Begründung: Es besteht die Gefahr, auch wenn Sie es selbst nicht wissen, dass Sie jemanden ermorden könnten. Natürlich hätten Sie niemanden getötet, aber wenn diese Sicherungs­haft erlaubt ist, wird sie eben auch missbrauch­t werden – als Werkzeug, um unliebsame Feinde zu „entsorgen“. Diskutiere­n wir dann bitte noch einmal, was wichtiger ist – die Freiheit der Menschen oder die Überwachun­g und Vermeidung von möglichen Delikten, die kein Mensch voraussage­n kann.

Andreas Steiner, Lebring

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