Kraft fuhr im Lift zum ersten Heimsieg
Stefan Kraft feierte beim Skiflugweltcup am Kulm seinen ersten Heimsieg. Der Bewerb musste nach einem Durchgang abgebrochen werden.
Geduld ist eine Zier – und für Stefan Kraft hat sie sich endlich bezahlt gemacht. Nachdem der Salzburger bereits 18 Weltcupsiege in der Fremde hatte feiern dürfen, lachte der 26-Jährige nun endlich das erste Mal in der Heimat vom obersten Podestplatz. So setzte sich der Österreicher beim zweiten Skiflugweltcup am Kulm in nur einem Durchgang mit mickrigen 0,7 Punkten Vorsprung auf Ryoyu Kobayashi durch, auf Platz drei landete der Slowene Timi Zajc.
Der Sonntag startete mit spektakulären Flügen, den weitesten des Tages setzte Kobayashi mit tollen 242,5 Metern. Damit blieb der Weitenjäger aus dem Land des Lächelns nur 1,5 Meter hinter dem Schanzenrekord von Peter Prevc aus dem Jahr 2016. Außerdem überflügelte er damit Kraft im ersten Durchgang um gleich 12,5 Meter, musste sich aber wegen Abzugs von Windpunkten knapp hinter dem Österreicher einreihen. Die Spannung vor dem Finaldurchgang war also groß, doch wurde schlussendlich der Wind zum Spielverderber. Immer stärker werdende Böen zwangen die FIS, den Bewerb vor den Top drei abzubrechen. „Man hat gesehen, dass es nicht mehr besser wird. Man hat die richtige Entscheidung getroffen – ich freue mich sehr für den Stefan“, analysierte Ösv-cheftrainer Andreas Felder.
Kraft, der somit im Lift vom Starthaus zurück hinunter zur Siegerehrung fahren musste, feierte am Kulm aber nicht nur seinen ersten Heimsieg und den ersten rot-weiß-roten Triumph seit Gregor Schlierenzauer 2010, sondern baute auch seine Führung im Gesamtweltcup gegenüber dem Deutschen Karl Geiger auf 138 Punkte aus. „Es ist schon etwas ganz Besonderes, wenn man ganz oben steht, ins rot-weiß-rote Fahnenmeer blickt, die eigene Hymne singen kann und sich jeder mit einem mitfreut“, strahlte der Pongauer nach seinem langersehnten Meisterstück.
Über den Abbruch war Kraft, der mit neuem Ski und neuem Anzug angetreten war, im Nachhinein nicht böse: „Ich habe mitbekommen, dass die Bedingungen schwierig sind und die Leute öfter vom Balken runtermussten. Ich habe aber
Die eigene Hymne singen zu können und alle freuen sich mit einem mit – das ist schon etwas ganz Besonderes.
Stefan Kraft
versucht, fokussiert zu bleiben.“Sein Vorteil: „Ich konnte die Keile beim Warten immer wieder rausnehmen. Timi Zajc, der als Nächster dran gewesen wäre, sind hingegen die Füße im engen Schuh eingeschlafen“, sagte Kraft, der kommendes Wochenende in Rasnov nachlegen will: „Da springen wir auf einer Normalschanze. Das wird eine extreme Umstellung.“
Ein Wochenende zum Vergessen war es für Schlierenzauer. Am Samstag hatte der Tiroler als 40. das Finale verpasst, am Sonntag scheiterte der 30Jährige als Letzter schon in der Qualifikation – samt Schrecksekunde: Der Stubaier konnte nach einem Strömungsabriss nur mit viel Mühe einen Sturz vermeiden, klatschte schon nach 101,5 Meter in den Auslauf.
Weitere Österreicher:
15. Daniel Huber 212,9, 23. Michael Hayböck 200,9, 24. Stefan Huber 200,7, 26. Philipp Aschenwald 199,1. nicht für das Finale qualifiziert:
40. Clemens Leitner (AUT) 148,5. Gesamtweltcup:
1. Stefan Kraft 1273, 2. Geiger 1135, 3. Kobayashi 1045, 4. Kubacki (POL) 985. Nationencup:
1. Österreich 3716, 2. Deutschland 3372, 3. Norwegen 3337, 4. Polen 3292.