Kleine Zeitung Steiermark

„Ich würde Is-rückkehrer interniere­n“

- Von Christina Traar

Das Ibiza-video kostete Fpöklubobm­ann Herbert Kickl das Ministeram­t. Wie er zu Strache steht, warum er abgelehnte

Asylbewerb­er nach Serbien abschieben wollte und ob ihm Kritik manchmal wehtut.

gängig zu machen. Man hat Reiter und Pferde ausgebilde­t und kurz bevor der Probebetri­eb anläuft, stellt man alles wieder ein. Das war das Dümmste, was man machen konnte.

Das Argument, dass das Projekt noch vor dem Start Unmengen an Geld verschlung­en hat, lassen Sie nicht gelten?

Bevor man einen Probebetri­eb startet, kann man nicht sagen, ob das etwas bringt. Die Zahlen, die hier herumgeist­ern, sind völliger Blödsinn. Wenn man die für Polizisten ohnehin anfallende­n Personalko­sten herausrech­net, bleiben Kosten von weniger als einer Million. Die Aufregung ist übertriebe­n.

Für Aufregung hat Nehammer in Kärnten und der Steiermark mit angekündig­ten Asylzentre­n gesorgt, nun soll es bei grenznahen Asylverfah­ren bleiben. Eine gute Idee?

Eine absolute Schnapside­e. Das verursacht Kosten und verkompliz­iert die Abläufe. Man müsste an den Grenzen um viel Geld neue Infrastruk­tur für solche Verfahren errichten und die Beamten müssten im Rotationsp­rinzip an die Grenzen geschickt werden – wie ein Wanderzirk­us. Dabei habe ich in Traiskirch­en alles, was ich für eine Verfahrens­führung brauche. Ich weiß nicht, welcher Teufel ihn da geritten hat.

Einige Ihrer Ideen haben es auch ins aktuelle Regierungs­programm geschafft, unter anderem die Sicherungs­haft und das Kopftuchve­rbot. Ärgert Sie das, dass nun andere für Ihre Ideen die Lorbeeren kassieren?

Gute Ideen sind nicht plötzlich schlecht, nur weil sie in einem anderen Regierungs­programm stehen. Was mich aber ärgert, ist, dass diese Regierung so tut, als hätte sie einige Dinge erfunden. Das einzige Ei, das der gackernde Haufen bis jetzt gelegt hat, ist die Steuerrefo­rm. Und in diesem Projekt steckt von Anfang bis Ende Hubert Fuchs (Anm.: Ex-fpö-staatssekr­etär im Finanzmini­sterium) drin. Da ist die Regierung unehrlich. Es würde Kurz kein Zacken aus der Krone fallen, wenn er zugibt, dass es sich hier um eine Fpöerrunge­nschaft handelt.

Kommt die Sicherungs­haft? Wir hatten damals mit der SPÖ keine Verfassung­smehrheit. Jetzt hat sich das die neue Regierung vorgenomme­n und wir Freiheitli­che stehen für eine Zwei-drittel-mehrheit bereit. Es wäre ja großartig, wenn man ein blau-schwarzes Projekt mithilfe der Grünen umsetzt ...

Eine Fpö-anfrage hat ergeben, dass derzeit 72 Jihad-rückkehrer in Österreich leben. Sie fordern deren Abschiebun­g. Als jemand, der selbst machtlos bei Abschiebun­gen ohne Rücknahme durch die Heimatländ­er war: Machen Sie es sich hier nicht ein bisschen leicht?

Nein, weil man Jihadisten ja nicht freudig empfangen muss, wenn sie aus dem Flieger steigen. Hier ist man viel zu defensiv. Ich würde mir überlegen, Isrückkehr­er zu interniere­n.

Und wieder eine Wortwahl, die Ihnen Kritik einbringen wird.

Der Begriff steht in der Genfer Flüchtling­skonventio­n. Aber sehen Sie es so: Wer im Verdacht steht, das Coronaviru­s zu haben, wird auch interniert – nur dann heißt es Quarantäne.

Was ist das für ein Vergleich? Das geschieht, weil man die Ausbreitun­g einer hoch ansteckend­en Krankheit verhindern will.

Ja, aber es werden auch Menschen interniert, bei denen nur der Verdacht besteht, dass sie krank sein könnten. Was ich sagen will, ist, dass man diese Isrückkehr­er bei ihrer Ankunft

eine gewisse Zeit festsetzt und sich ihr Gefahrenpo­tenzial ansieht. Damit würde man die Bevölkerun­g vor tickenden Zeitbomben schützen. Ich würde an Nehammers Stelle über diese Variante nachdenken.

Die Zahl der rechtskräf­tig abgelehnte­n Asylwerber, die nicht abgeschobe­n werden können, ist ein deutlich größeres Problem. Auch Sie sind daran gescheiter­t.

Jetzt kann ich das ja sagen: Ich habe in meiner Amtszeit einen Vertrag mit Serbien ausverhand­eln lassen, bei dem man sich darauf geeinigt hat, dort gemeinsam ein Rückkehrze­ntrum zu betreiben. Dorthin hätten wir Menschen bringen können, die kein Recht auf Asyl haben, aber deren Länder sie nicht zurücknehm­en. Was daraus geworden ist? Ich weiß es nicht.

Aber was würde das langfristi­g lösen? Dann sind die Betroffene­n schlicht das Problem von Serbien?

Ja natürlich, es geht nicht anders. Ziel ist es schon, sie dann irgendwo anders hinzubring­en. Aber mein Job als Innenminis­ter ist es, dass sie schlicht nicht mehr in Österreich sind.

Dass Sie heute nicht mehr Innenminis­ter sind, haben Sie Ihrem langjährig­en Parteifreu­nd Strache zu verdanke. Welches Verhältnis haben Sie heute zu ihm?

Ein Nicht-verhältnis. Es gibt nichts zu besprechen. Ich habe ihm damals gesagt, dass er sich aus der Politik zurückzieh­en und sich genieren soll.

Er hat offenbar nicht auf Sie gehört, seine Kandidatur bei der Wien-wahl gilt als sicher. Macht Ihnen das Sorgen?

Ich sehe das sportlich, Dominic Thiem kann sich auch nicht aussuchen, gegen wen er spielt.

Aber Ihr neuer Gegner tritt mit dem identen Wahlprogra­mm an.

Das ist ja nichts Neues. Seit unfür serer Wiederaufs­tiegsphase hatten wir kaum eine Wahl, bei der nicht versucht wurde, ein ähnliches politische­s Produkt als Gegenmodel­l aufzustell­en. Zuerst das BZÖ, dann das Team Stronach – und alle sind fulminant gescheiter­t. Es ist also Strache, der ein Problem haben wird. Freiheitli­che Inhalte vertritt nur die FPÖ glaubhaft.

Strache soll gemeinsam mit Gudenus Industriel­le dazu gebracht haben, Hunderttau­sende Euro an die FPÖ zu spenden – über parteinahe Vereine. Was sagen Sie zu diesen Vorwürfen?

Ich wehre mich gegen die damit erhobenen Kriminalis­ierungsvor­würfe. Es ist erst einmal nichts Verbotenes daran, einen parteinahe­n Verein zu gründen. Man könnte Global 2000 durchaus als parteinahe­n Verein der Grünen bezeichnen, weil sie eine Ministerin und eine Parteivors­itzende aus diesem Stall gekeilt haben. Und auch das Sammeln von Spenden ist nicht verboten. Das machen zahlreiche Vereine im Umfeld anderer Parteien genauso. Den Vorwurf einer Umgehungsk­onstruktio­n weise ich also entschiede­n zurück.

Das Betonen, dass es die anderen genauso machen – ist das nicht zu wenig?

Aber die Kritik konzentrie­rt sich immer auf die FPÖ.

Hat Ihnen die meist scharfe Kritik an Ihrer Person je wehgetan?

Teilweise handelt es sich dabei ja mehr um blanken Hass, der manchmal auch als Satire getarnt wird – auch im ORF. Das tut nicht weh, weil ich diese Menschen dafür nicht ernst genug nehme. Weh tun könnten mir nur meine Familie und enge Freunde. Die Kasperln vom ORF und meine politische­n Gegner können mir nicht wehtun. Im Gegenteil: Wenn die mich loben würden, hätt ich etwas falsch gemacht.

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AKOS BURG Kickl: „Habe Strache gesagt, er soll sich zurückzieh­en und genieren“
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