Kleine Zeitung Steiermark

Das Fasten und die argentinis­chen Kühe

-

In der nächsten Woche beginnt die Fastenzeit. Es gibt Menschen, die das kirchliche Gebot befolgen, den Aschermitt­woch als Fasttag zu halten. Sie gehen deshalb zu keinem Heringschm­aus. Manche – keineswegs nur gläubige Katholiken – halten sogar alle 40 Tage bis Ostern als Fastenzeit.

Am Freitag kein Fleisch zu essen, war früher eine Vorschrift der katholisch­en Kirche, die streng befolgt wurde. Bis heute gibt es in vielen öffentlich­en Küchen am Freitag einen panierten Fisch oder sonst eine fleischlos­e Speise. Einen gesundheit­lichen Grund kann das nicht haben, also wird der Brauch wohl ein ferner Nachhall des früheren Gebots sein.

In der Kirche selbst ist der Fasttag weitgehend abgekommen, ja er wurde sogar in sein Gegenteil verkehrt: Bei manchen Feierlichk­eiten im Umkreis der Kirche gibt es am Freitag besonders üppige Fleischbuf­fets. Aber „Das Fasten ist das herrenlose Gut, das lediglich als ein von seinem Erfinder achtlos weggeworfe­n wurde, asketische­r Akt

wird von anderen aufgehoben. von Umkehr und Fasten ist heute als Verzicht um eines Gesundheit­sübung eine höheren Gutes Modeersche­inung.

Man soll das Fasten willen zu

nicht mit dem Tierschutz verstehen.“

begründen. Wenn eine grüne Spitzenpol­itikerin in Deutschlan­d meint, der fleischlos­e Tag diene dazu, „den argentinis­chen Kühen eine Freude zu machen“, ist das lächerlich. Eine argentinis­che Kuh wird auf jeden Fall eines Tages als Schnitzel auf einem deutschen oder amerikanis­chen Esstisch landen.

Ihr Glück wird nur kurz sein.

Ein deutscher Bischof möchte das Fasten als einen Beitrag gegen die „fatale Massentier­haltung“verstehen. Dass ausgerechn­et einem Kirchenman­n keine andere Begründung für das Fasten einfällt als diese, ist beschämend. Damit wird er jedenfalls keinen Moslem beeindruck­en, der den Ramadan hält, der freilich häufig auch keine sehr spirituell­e Veranstalt­ung zu sein scheint. asten ist nur als asketische­r Akt von Umkehr und Verzicht um eines höheren Gutes willen zu verstehen. Um es davor zu bewahren, ein egoistisch­er Akt der Selbstpfle­ge zu werden, hilft es auch nichts, es mit einem guten Zweck zu verbinden, den man damit irgendwo auf der Welt zu erreichen hofft.

Hans Winkler lebt als Journalist in Wien

F

Newspapers in German

Newspapers from Austria