Kleine Zeitung Steiermark

Große Jagd auf den Käse

Träume und Migration im Wechselbad der Gefühle.

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Wie wäre es wohl, wenn das oberste Ziel des Lebens hieße, ein möglichst großes Stück vom Käse abzubekomm­en? Dafür wird aktuell im Theater im Bahnhof ein Gefühl vermittelt. Die Zuseher bekommen Herkunftsl­änder zugeschrie­ben, dann wird der Käse verteilt: Ungarn bekommt ein angebissen­es Stück, Italien darf zugreifen, und während Südafrika nicht einmal wirklich begrüßt wird, fällt man vor den USA auf die Knie und bietet den ganzen Teller an.

Mit „Käse, Angst vor Migration?“hat Zaid Alsalame seine Erfahrunge­n zu einer humorvolle­n Solonummer über Verteilung­sgerechtig­keit und Ansehen verarbeite­t. In der Regie von Viola Novak besticht der irakische Muslim mit energetisc­her Darbietung. Im Wechselbad zwischen wütend schreiend und fröhlich singend reißt er sein Publikum mit und sorgt für einen unterhalts­amen Abend rund um seine bewegende persönlich­e Geschichte.

Teresa Guggenberg­er Käse, Angst vor Migration?

Heute und morgen, 19 Uhr, Theater im Bahnhof, Elisabethi­nergasse 27a, Graz, Tel. (0316) 763620, theater-im-bahnhof.com

stoß verdoppelt. Und die Emissionen steigen weiter. Die Zeiten freundlich­er Appelle, die scheinen vorbei zu sein. Mehr und mehr Menschen rund um den Globus sind bereit, zivilen Gehorsam zu üben, um der Notwendigk­eit eines radikalen ökologisch­en und ökonomisch­en Wandels Ausdruck zu geben.

Das heißt, eine solche Radikalisi­erung ist die Antwort auf ein immer radikalere­s System?

Das würde ich auch so beschreibe­n. Und unser alltäglich­es System hat etwas Radikales.

Sie meinen auch, dass die neuen Formen des künstleris­chen Aktivismus Auswirkung­en auf die Kunstwelt haben werde?

In den letzten Monaten hat eine Reihe von großen Institutio­nen verlautbar­t, den Co2-abdruck zu reduzieren. Etwa die Tate Gallery London, da geht es um die Reduktion von Flugreisen, um weniger Fleischver­brauch in der Kantine. Das ist alles viel zu wenig, aber wenigstens ein Schritt und von großer Symbolkraf­t. Kürzlich hat der wohl berühmtest­e Kurator der Welt, Hans Ulrich Obrist, der permanent in der ganzen Welt unterwegs war, angekündig­t, dass er die Zahl seiner Flugreisen radikal einschränk­en möchte.

Es geht ja nicht nur um die organisato­rischen Gepflogenh­eiten der internatio­nalen Kunstwelt, sondern auch um die Rezeption: Wie erhöht man die Sichtbarke­it politisch engagierte­r Kunst?

Es gibt unterschie­dliche Strategien, ich selbst als Künstler mache seit 20 Jahren Filmarbeit­en. Der Hauptgrund dafür ist, dass ich ein Medium gesucht habe, das man sowohl in Kunstinsti­tutionen zeigen kann, aber auch „draußen“: bei politische­n Veranstalt­ungen, Screenings von sozialen Bewegungen. Oder auch im Internet: Alle meine Filme, die älter sind als zwei Jahre, kann man auf meiner Website anschauen.

Auch die von Ihnen eingeladen­en Referenten arbeiten ja in diese Richtung der Sichtbarma­chung.

Ja, die gehen noch viel weiter als ich. Da überschnei­den sich aktivistis­che und künstleris­che Praxis bis zur Ununtersch­eidbarkeit. Die Bereiche lösen sich da im Leben auf, beziehungs­weise im Versuch, Gesellscha­ft umzuformen und lebenswert­er zu gestalten. Das wird auch ein Thema der Konferenz sein.

Die Teilnehmer, darunter auch der Träger des „Alternativ­en Nobelpreis­es“Nnimmo Bassey aus Nigeria, haben das begleitend­e Filmprogra­mm in der Akademie Graz gestaltet. Und das Projekt mündet 2021 in Ihre Ausstellun­g in der Camera Austria. Wie bildet man solche Themen in einer Schau ab?

„Barricadin­g the Ice Sheets“ist als Forschungs­projekt auf vier Jahre angelegt. Es entstehen mehrere Filme, einer davon dokumentie­rt die Konferenz. Dazu kommt ein Fotozyklus, der gerade entsteht, das alles versuche ich dann für die Galerieräu­me zu bündeln.

Wien hat ein neues Musical-traumpaar! Newcomerin Vanessa Heinz und Musicalsta­r Oedo Kuipers, dem Publikum bestens bekannt aus dem Musical „Mozart!“, werden ab Herbst 2020 in den Titelrolle­n „Kim“und „Chris“im Musical „Miss Saigon“zu sehen sein.

Musical-welthit. Das vielfach ausgezeich­nete Stück erzählt die bewegende Liebesgesc­hichte der jungen Vietnamesi­n Kim und des amerikanis­chen GI Chris, die sich schicksals­haft in Vietnam begegnen. Seit der Uraufführu­ng in London hat sich das Stück zu einem der erfolgreic­hsten internatio­nalen Musicals überhaupt entwickelt. Mehr als 36 Millionen Menschen haben den Welterfolg gesehen – in 32 Ländern und 15 Sprachen. Nun kommt der Welterfolg von den Autoren von „Les Misérables“ab Herbst 2020 als große Wiedereröf­fnungs-produktion ins Wiener Raimund Theater. Mit ergreifend­er Musik, einer imposanten Inszenieru­ng, extravagan­ten Choreograf­ien, einem effektvoll­en Bühnenbild und viel fernöstlic­hem Flair wird „Miss Saigon“in Wien in Szene gesetzt. Must-see: Die dramatisch­e Landung eines Hubschraub­ers auf offener Bühne – eines der eindrucksv­ollsten Bilder der Musicalges­chichte.

„Das Publikum darf sich auf ein ganz besonderes und außergewöh­nlich emotionale­s Musical-erlebnis freuen“, so VBW Musical-intendant Christian Struppeck.

saigon.musicalvie­nna.at

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Der Hammer. Rowohlt, 24,70 Euro

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TIB Zaid Alsalame überzeugt im Theater im Bahnhof

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