100 Jahre AK: Auf Augenhöhe mit dem Kapital
„100 Jahre Gerechtigkeit“– das ist heute das Motto von Festschrift und Festakt.
Am 26. Februar 1920, vor genau 100 Jahren, fasste die „konstituierende Nationalversammlung“der noch jungen Republik Österreich den Beschluss, als gleichwertige Partner der bereits existierenden Handelskammern Kammern für Arbeiter und Angestellte einzurichten. Auf Basis dieses Gesetzes konstituierte sich eine Kammer nach der anderen in den Ländern. Der steirische Ak-präsident Josef Pesserl nahm den Jubiläumstag zum Anlass, heute zum Festakt unter dem Motto „AK – 100 Jahre Gerechtigkeit“zu laden.
Gerade am Anfang war es eine wechselvolle Geschichte, die Ak-direktor Wolfgang Bartosch in der Festschrift mit den Worten umreißt: „Gegründet in der Ersten Republik, von den Austrofaschisten zu Geschäftsstellen der staatlich gelenkten Einheitsgewerkschaft degradiert, von den Nationalsozialisten abgeschafft und nach dem Zweiten Weltkrieg wie Phönix aus der Asche wiederauferstanden.“
Interessant: Die Arbeiterkammern sind integrativer Bestandteil der österreichischen Sozialpartnerschaft und blieben doch europaweit eine Einzelerscheinung. Vielleicht mit ein Grund dafür, dass auch die EU hauptsächlich als Wirtschaftsgemeinschaft wahrgenommen werde und sich nicht zu einer sozialen Union entwickelt habe, führte Ak-jurist und Historiker Werner Anzenberger aus.
Die Pflichtmitgliedschaft und die ständig wiederkehrende Debatte darüber spricht Anzenberger in der Festschrift an, in der er die große Klammer über 100 Jahre AK in der Steiermark spannt. Aufgabe der Kammer sei es auch, das Gemeinwohl zu vertreten. Bei einer nur freiwilligen Mitgliedschaft wäre nicht gewährleistet, dass alle Interessen vertreten sind. Die 2008 in der Verfassung verankerte Bestandsgarantie bedeute auch, dass die Aufgaben finanziell bedeckt werden können müssten, bis hin zu Rechtsberatung und Rechtsschutz. Die ständige Debatte über eine Kürzung der Ak-umlagen sei stabilitätsgefährdend, da schon jetzt die Arbeitgeberorganisationen über ein wesentlich höheres finanzielles Potenzial verfügten und es an „Augenhöhe zwischen Arbeit und Kapital“mangle. Claudia Gigler