Kleine Zeitung Steiermark

„Beginn einer Epidemie“in Deutschlan­d

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Gesundheit­sminister Spahn warnt vor Verschlech­terung. Erstmals mehr Neuinfekti­onen außerhalb Chinas.

Der deutsche Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) warnte gestern Abend vor der Ausbreitun­g des Coronaviru­s: „Die Lage hat sich in den letzten Stunden geändert, das muss man leider sagen.“Die Behörden müssten ihre bisher angewandte Strategie, das Virus einzugrenz­en und Infektions­ketten zu unterbrech­en, überdenken, denn diese seien „teilweise nicht nachvollzi­ehbar“. Die Länder sind angehalten, ihre Pandemie-pläne zu überarbeit­en. „Die Wahrschein­lichkeit, dass diese Epidemie an Deutschlan­d vorbeigeht, wird sich nicht ergeben.“

Besonderes Augenmerk liege auf den südlichen Bundesländ­ern, die ja nahe an Norditalie­n liegen, von wo sich das Virus in Europa ausgebreit­et hat. In Baden-württember­g wurden zwei Neuinfekti­onen bestätigt. Ein Betroffene­r ist Oberarzt in der Pathologie des Universitä­tsklinikum­s Tübingen, der am Wochenende auch Kontakt zu vielitauen len Kollegen hatte. Ein Dutzend dieser Oberärzte wurden getestet und „aus der Krankenver­sorgung rausgenomm­en“, hieß es.

Eine in Düsseldorf behandelte Coronaviru­s-patientin ist als Kindergärt­nerin tätig. Die Kinder aus der Einrichtun­g und deren Eltern wurden angewiesen, zu Hause zu bleiben. In Köln wurde gestern vorsorglic­h ein Militärflu­ghafen geschlosse­n, nachdem sich ein Soldat womöglich angesteckt hatte. Weil es keine Symptome gibt, gilt er aber nicht als Verdachtsf­all, sondern als Kontaktper­son.

Italien bleibt weiterhin das in Europa am stärksten betroffene Land. Bis zum Abend wurden mehr als 400 Infektions­fälle bestätigt, wobei weniger als vier Prozent der getesteten Personen positiv sind. Die Bilanz der Todesopfer der Coronaviru­sepidemie in Norditalie­n ist indes auf zwölf gestiegen. Bisher wurden italienwei­t 9462 Tests durchgefüh­rt.

Eine Begleiters­cheinung der Ausnahmesi­tuation ist unverhohle­ne Geschäftem­acherei im Internet. Aufgrund horrender Preise für knappe Artikel wie Atemschutz­masken und Desinfekti­onsmittel führte die Finanzpoli­zei Razzien bei Niederlass­ungen der Online-händler Ebay und Amazon durch und beschlagna­hmte Dokumente und Computerda­ten. „Es ist eine nationale Schande, auf den Rücken der Italiener zu spekuliere­n“, erklärte Verbrauche­rverband-präsident Massimilia­no Cona. Neben astronomis­chen Preisen sei laut Cona auch die Qualität der Ware oftmals mangelhaft.

In Kroatien sind bis zum Abend insgesamt drei Coronaviru­s-fälle bestätigt worden. In gibt es keinen bestätigte­n Fall, dennoch rief das baltische Land vorsorglic­h den Notstand aus. Brasilien vermeldete den ersten Coronafall in Südamerika.

Erstmals wurden von der Weltgesund­heitsorgan­isation WHO mehr Neuinfekti­onen außerhalb als innerhalb Chinas vermeldet. Laut Bericht gab es bereits am Dienstag in der Volksrepub­lik 411 neue Ansteckung­en, im Rest der Welt wurden 427 gezählt. Das am stärksten betroffene Land außerhalb Chinas ist Südkorea. Das Virus hatte im Dezember in China seinen Ausgang genommen und breitet sich seither in immer mehr Ländern aus. Derzeit sind weltweit rund 40 Länder betroffen.

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