Reicht es, reich zu sein?
Beim „Super Tuesday“steigt heute Multimilliardär Michael Bloomberg in den Ring. Ein Richtungsentscheid: Er will den linken Favoriten Sanders schlagen. Das Rennen ist offen.
Vom Glück verfolgt waren die Us-demokraten bisher nicht: Der Versuch, Donald Trump mittels Amtsenthebungsverfahrens aus dem Präsidentensessel zu hieven, geriet zum Fiasko. Und der Auftakt, für das Wahlduell gegen Trump im November einen starken Kandidaten zu finden, begann mit dem Auszählungschaos in Iowa als Blamage.
Doch ab heute steigt die Spannung: Beim „Super Tuesday“, an dem in 14 Bundesstaaten gleichzeitig Vorwahlen stattfinden, steigt ein Mann in den Ring, dem zugetraut wird, gegen Trump gewinnen zu können: Multimilliardär Michael Bloomberg. Der frühere Bürgermeister von New York stellt sich erstmals den Wählern. Er hat die Vorwahlen im Februar ausgelassen und stattdessen Unsummen in Wahlwerbung investiert. Zumindest einen prominenten Wechselwähler hat er schon auf seine Seite gezogen: Leinwand-legende Clint Eastwood, der vor vier Jahren noch für Trump gestimmt hat, wünscht sich Bloomberg ins Weiße Haus: „Das Beste, was wir tun könnten, ist, Mike da hineinzubringen“, so Eastwood.
Ob diese Ansicht mehrheitsfähig ist, wird man morgen Früh sehen: Die meisten Umfragen sehen Bloomberg derzeit auf Platz drei – Tendenz steigend. Allerdings hat sich mit Bernie Sanders (78) ein Favorit im Feld der Demokraten herauskristallisiert, den Bloomberg erst einmal schlagen muss: der linke Senator, der mit seinen hitzigen Reden gegen soziale Ungerechtigkeit punktet. Und auch der frühere Vizepräsident Joe Biden hat sich mit einem Kantersieg in South Carolina zurückgemeldet. Somit scheint eines aus jetziger Sicht wahrscheinlich: Donald Trump bekommt im November einen Gegner, der ein Mann ist, weiß und – wie er – jenseits der 70.
Muss er sich davor fürchten? Bleibt abzuwarten. Bloomberg und Biden repräsentieren das Lager der gemäßigten Demokraten, profitieren vom Rückzug des moderaten Pete Buttigieg und könnten auch Unentschlossene der Mitte auf ihre Seite ziehen. Bernie Sanders steht für ein gänzlich anderes Phänomen: Er ist dezidiert links und wettert gegen das Establishment – auch jenes der demokratischen Partei, wo er nicht einmal Mitglied ist: „Wollt ihr gegen Trump verlieren? Dann macht Politik wie bisher“, warnt Sanders und verspricht „ein Programm für den arbeitenden Menschen“. Ein fundamentaler Gegenentwurf zum Milliardär Bloomberg, dem Sanders vorwirft, die Wahl mit seinen Milliarden kaufen zu wollen. Republikaner wird Sanders keine abwerben. Seine Chance besteht darin, die nach links gerückte Basis zu mobilisieren zur Wahl zu gehen. onald Trump macht sich unterdessen auf Twitter lustig über den „schläfrigen Biden“oder den (nicht besonders groß gewachsenen) „Mini Mike“. Wahlentscheidend war in den USA stets der Zustand der Wirtschaft. Kann sich Trump in Corona-zeiten darauf verlassen, dass diese bis November brummt? Könnte sein, dass sein wahrer Gegner winzig und schlagkräftiger ist, als er glaubt.
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