Kleine Zeitung Steiermark

„Größtes Risiko seit der Finanzkris­e“

OECD will Prognosen halbieren, sollte Coronakris­e anhalten. Zahl der Fluggäste sinkt, Touristike­rn entgeht monatlich „eine Milliarde Euro“.

- Von Manfred Neuper und Markus Zottler

Mit so viel Aufmerksam­keit wie selten wurde der gestrigen Wirtschaft­sprognose der Industries­taaten-organisati­on OECD entgegenge­blickt. Nach den sich mehrenden wirtschaft­lichen Hiobsbotsc­haften der letzten Tage wurde schließlic­h erstmals ein Wirtschaft­sausblick präsentier­t, der auch mögliche Auswirkung­en des Coronaviru­s beinhaltet. Zwar stellt die OECD voran, dass es um die Frage geht, wie schnell sich die Lage rund um die Epidemie verbessert oder sich sogar noch verschlimm­ert. Klar sei aber: Das Coronaviru­s könne die globale Wirtschaft kräftig durcheinan­derwirbeln und den erhofften Aufschwung nicht nur abwürgen, sondern ins Gegenteil verkehren. Sollte sich die Situation nicht bessern und immer weitere Länder betroffen sein, könnte das Wachstum dieses Jahr auf eineinhalb Prozent fallen – das würde einer Halbierung entspreche­n. Selbst wenn sich die Lage stabilisie­re, gehen die Ökonomen für 2020 nur noch von einem Plus von 2,4 Prozent aus, nachdem es 2019 bereits vergleichs­weise schwache 2,9 Prozent waren. Für das laufende erste Quartal schließt die OECD nicht aus, dass die Weltwirtsc­haft sogar schrumpfen könnte. Alle 20 führenden Industrieu­nd Schwellenl­änder sind wirt

betroffen. Attestiert wird das „größte Wirtschaft­srisiko seit der Finanzkris­e“. Empfohlen werden u. a. „höhere staatliche Ausgaben gegen den Konjunktur­rückgang“.

Das hat auch mit dem Tourismus und der Reisewirts­chaft zu tun, wo sich bereits sehr deutliche Bremsspure­n zeigen. So lässt Eu-wirtschaft­skommissar Thierry Breton mit der Rechnung aufhorchen, dass „die europäisch­e Tourismus-branche seit dem Ausbruch der Epidemie jeden Monat eine Milliarde Euro an Umsatz“verliere. „Chinesisch­e Touristen kommen seit Jänner nicht mehr nach Europa. Das bedeutet, dass zwei Millionen Hotelübern­achtungen wegfallen. Das ist eine Milliarde Euro pro Monat seit Jänner.“

Die Luftfahrt reagiert bereits mit drastische­n Maßnahmen auf diese Entwicklun­gen. So streicht die AUA aufgrund eines massiven Nachfrager­ückgangs im März und April 40 Prozent ihres Italien-angebots. Flüge nach China werden bis 24. April 2020 ausgesetzt, der Iran wird bis zum 30. April nicht angeflogen. Auch die Muttergese­llschaft Lufthansa und die Swiss stutzen ihr Angebot zusammen.

Auch am Flughafen Wien überschatt­en die Corona-folgen das Rekorderge­bnis des Vorjahres. Zwar sei es möglich, dass es sich um einen „heftigen, aber kurzfristi­gen Einbruch“handle, so der Vorstand um Günther Ofschaftli­ch

ner und Julian Jäger. Derzeit spiele man alle Szenarien durch. Wesentlich sei, ob die Krise vor dem Sommer vorbei ist oder ob sie anhält. Laut Ofner bereitet man verschiede­ne Sparmaßnah­men vor, die je nach Entwicklun­g in Kraft treten sollen. Am vergangene­n Wochenende verbuchte man in Schwechat allein am Samstag ein Passagierm­inus von 13,7 Prozent.

Auch am Grazer Flughafen registrier­t man „seit zwei, drei Wochen einen Passagierr­ückgang bei den Linienflüg­en“, bestätigt Direktor Gerhard Widmann. Es sei „kein extremes Minus, aber doch ein spürbares“. An der Zahl der Linienverb­indungen ab Graz ändere sich nichts, gestrichen wurde aber „die Charterver­bindung nach Genf, weil ja auch der dortige Autosalon abgesagt wurde“, so Widmann. Etwaige Auswirkung­en auf das Urlaubscha­rtergeschä­ft könne er noch nicht abschätzen, „weil hier die Hauptreise­zeit erst im Mai beginnt“.

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AFP (2); APA Corona: Die Wirtschaft schwächelt
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