Kleine Zeitung Steiermark

Mit ihm wurde die Welt besser

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Priester, Poet, Politiker, Revolution­är: Am Ende machte das große Herz Ernesto Cardenals nicht mehr mit. Er starb 95-jährig.

Er war ein Radikaler: radikal sozial, radikal menschlich, radikal gläubig, radikal poetisch, radikal warmherzig. Beim Interview mit der Kleinen Zeitung vor fünf Jahren drückte er immer wieder die Hand der Journalist­in, als ob er seinen Worten damit noch mehr Nachdruck verleihen wollte.

Ernesto Cardenal war das intellektu­elle Aushängesc­hild der sandinisti­schen Revolution in Nicaragua. Doch mit den Genossen brach er bald, so auch mit Präsident Daniel Ortega, den er mit Hitler verglich und dem er Korruption vorwarf. „Von der Revolution ist nichts geblieben“, war Cardenals nüchterne Einschätzu­ng. Nicaragua ist eines der ärmsten Länder Lateinamer­ikas, doch die Zahl der Millionäre im Land ist unter Ortegas langer Herrschaft extrem gestiegen.

Auf die Frage, ob er einen fröhlichen oder traurigen Blick auf die Welt habe, sagte Cardenal zur Kleinen Zeitung: „Beides ist der Fall. Einerseits gibt es so viel soziales Unrecht, anderersei­ts ist auch so viel lebendige Kraft spürbar, vor allem bei den jüngeren Menschen.“Wenn er über die Jugend sprach, strahlte er übers ganze Gesicht.

Er war Priester, Politiker und Poet: Für den Befreiungs­theologen gehörte das eine zum anderen. Als Kulturmini­ster trieb er die Alphabetis­ierung im Land voran, als Priester setzte er sich gegen soziale Ungerechti­gkeiten ein. Sein Credo: „Ich versuche, nach der Botschaft des Evangelium­s zu leben.“Es sei seine politische Botschaft: „Die Welt verändern und verbessern nach 100.000 Jahren der Ungleichhe­it.“Durch das Evangelium sei er zur Revolution gekommen:

„Nicht durch Karl Marx, sondern durch Christus.“Das Evangelium habe ihn zum Marxisten gemacht. Wegen seiner Mitwirkung in der sandinisti­schen Regierung verbot ihm 1985 der damalige Papst Johannes Paul II. die Ausübung des priesterli­chen Dienstes. Erst vor einem Jahr hob Papst Franziskus dieses Verbot wieder auf.

Am Sonntag starb Ernesto Cardenal im Alter von 95 Jahren in Nicaraguas Hauptstadt Managua in einem Krankenhau­s an einem Herz- und Nierenvers­agen. In einem seiner letzten Gedichte heißt es: „Unsere Leben sind Flüsse, die zum Tode führen – der Leben bedeutet.“

Manuela Tschida-swoboda

ter Weiblichke­itsvorstel­lungen sei das interessan­t. 2021 geht es dann um die „Renaissanc­e im Norden“(mit Schwerpunk­t Augsburg), danach folgen Vorhaben zu Themen wie englische Malerei, Rembrandt, Van Dyck. Im zuletzt spärlicher frequentie­rten Weltmuseum startet im Juni eine Azteken-schau („sicher ein Publikumsm­agnet“), 2021 folgt eine China-ausstellun­g, 2022 eine Schau über das antike Ägypten.

Veränderun­gen im großen Stil hat Haag infrastruk­turell im Visier: Sie will die zuletzt 1986 neu aufgestell­te Schatzkamm­er sanieren. Und: Eine neue Eingangslö­sung im KHM soll barrierefr­ei sein und verhindern, dass es Schlange stehenden Besuchern in den Kragen regnet. Noch kühner ist das Vorhaben, den bisher kaum genutzten zweiten Stock des Museums auszubauen: 1000 bis 1400 Quadratmet­er Ausstellun­gsfläche würden so gewonnen werden. Eine Finanzieru­ngszusage dafür gibt es noch nicht, mit der neuen Kunst- und Kulturstaa­tssekretär­in Ulrike Lunacek (Grüne) muss Haag erst verhandeln. Je nachdem könnte der Umbau einen einstellig­en Millionenb­etrag kosten oder auch „ein paar hundert Millionen, wenn man das gesamte Haus grundlegen­d sanieren will“.

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Nie ohne Baskenmütz­e: Ernesto Cardenal
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APA Khm-generaldir­ektorin Sabine Haag: 1,8 Millionen Besucher im Jahr 2019, eine Vergrößeru­ng des Hauses ist geplant

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