Ein Sender sucht sein Publikum
Die Reform der Reform der Reform: was in ORF 1 wieder auf Eis gelegt wird. Im Februar verlor man wieder Marktanteile.
Evaluierung“ist ein Lieblingswort von Channelmanagerin Lisa Totzauer, seit sie im Mai 2018 die Leitung des „jungen“Orf-senders übernahm. Um nun neuerlich Änderungen vorzunehmen, nachdem die zuletzt platzierten Sendungen wenig Publikumsinteresse fanden. „Unsere Zielgruppe ist extrem schnell und wendig“, sagt Totzauer, „die Ersten, die weg sind, sind die Jungen.“Im Februar verlor man fast vier Prozent Marktanteil.
Jüngste Bauchlandung: Die Reportage-reihe „Das Leben ist schön“(dienstags, 21 Uhr) lockte beim Start am 4. Februar nur 138.000 Zuschauer an. Das Problem: Der Seher weiß nichts mit dem Titel anzufangen, es gibt auch kein Gesicht zu dieser Reihe, die einen „authentischen Blick in Österreichs Lebenswelpeter ten“werfen will. Nachdem letzten Dienstag nur noch 85.000 Seher gezählt wurden (Marktanteil: drei Prozent), wird die Notbremse gezogen – erst einmal mit einer Pause. Heute läuft noch eine Folge über ein Alpendorf. Eigentlich sollte „Das Leben ist schön“bis Juni laufen.
Vom ORF war zu erfahren: „Die Programmänderung ab Mitte März, die dieses Format betrifft, ist Vorbote für weitere geplante Programmadaptionen in den kommenden Monaten in ORF 1.“Denn selbst ein Publikumsliebling wie Hanno Settele tut sich schwer: Die Premiere seiner neuen Reihe „Auf zum Mars!“letzten Donnerstag kam auf 145.000 Seher – also weit unter seinem Schnitt mit anderen Dok-1-produktionen. Intern macht man die Konkurrenz (Europa League bzw. Klums Topmodels) verantwortlich. Die Dokus mit dem „Talk 1“und
Kliens Satire „Gute Nacht Österreich“im Schlepptau (im Schnitt 201.000 Seher) werden wohl demnächst auf den Mittwoch wandern. Mit einem neuen Info-magazin im Gepäck.
Die Diskussionssendung „Talk 1“will nicht in Schwung kommen, beim im Dezember 2019 eingeführten Vorabendquiz „Q 1“(106.000 Seher) dreht Totzauer noch an den Schrauben: „Es wird emotionaler, schneller und heller!“
Außerdem lässt sie „wie wild“neue Stoffe für Unterhaltungsserien entwickeln. Eine nennt sich „Wir müssen reden“und dreht sich auf vergnügliche Weise um Therapien. Mit den „Vorstadtweibern“ist nach der sechsten Staffel 2021 Schluss. „Wischen ist Macht“wird nicht fortgesetzt, die Zukunft von „Walking on Sunshine“(verlor auch fast die Hälfte des Publikums) ist noch offen.