Kleine Zeitung Steiermark

Diesmal hielten sich die Ultras zurück

- Von Clemens Ticar und Matthias Janisch

Alle hatten im Dfb-pokal mit den nächsten Aktionen gerechnet, doch diesmal blieben die Fans ruhig – und die Bayern retteten ein knappes 1:0 über die Zeit.

Oft ist es im Fußball noch nicht vorgekomme­n, dass zwei Vereine, die sich in einem wichtigen K.o.-duell gegenübers­tehen, im Vorhinein gemeinsame Sache machen. Vor dem Cupduell zwischen Schalke 04 und dem FC Bayern kam es aber zu genau so einer Absprache. Ein Treffen von Schiedsric­hter Tobias Stieler mit Vertretern des DFB, der Polizei Gelsenkirc­hen sowie der beiden Klubs wurde von den Schalkern einberufen. Klare Nachricht: „Sollte es zu Beleidigun­gen und diffamiere­nden Äußerungen kommen, wird unsere Mannschaft den Platz verlassen. Ungeachtet der Spieldauer, des Resultats oder etwaiger Konsequenz­en“, verkündete Schalke in einer Aussendung bereits am Sonntag. Die Bayern applaudier­ten – und schlossen sich dieser Meinung an.

Die beiden Vereine greifen damit dem Drei-stufen-plan der FIFA gegen Diskrimini­erung vor, der in zweiter Instanz eine Spielunter­brechung und das kurzzeitig­e Abtreten der Mannschaft­en vorsieht und erst in dritter Instanz den Spielabbru­ch. Der Fußball-weltverban­d fasst Diskrimini­erung „auf der Grundlage von Rasse, Hautfarbe, ethnischer, nationaler oder sozialer Herkunft, Geschlecht, Behinderun­g, Sprache, Religion, politische­r Ansichten, Einkommen, Geburt, sexueller Orientieru­ng oder aller anderen Gründe“zusammen.

Der Ursprung der Anfeindung­en gegen Dietmar Hopp liegt in einer vom DFB gegen Dortmundfa­ns ausgesproc­henen, sogenannte­n „Kollektivs­trafe“. Nach Hopp-diffamieru­ngen wurden die Dortmund-anhänger nämlich gesamtheit­lich – kollektiv – für zwei Jahre von allen Spielen in Hoffenheim ausgeschlo­ssen. Und das, obwohl der Deutsche Fußballbun­d (DFB) just solche Kollektivs­trafen selbst zuvor ausgeschlo­ssen hatte. Ein Umstand, den die „Ultra-fangruppie­rungen“so nicht akzeptiere­n wollen. „Auch wenn uns die Strafe nicht betrifft und das

Thema Hopp für uns nicht so eine starke Relevanz hat, sehen wir hierin einen Angriff auf Fanrechte im Allgemeine­n“, schrieben die Bayern-fans als Begründung ihrer Proteste auf suedkurve-muenchen.org. „Es ist für uns ein Affront, den wir nicht unbeantwor­tet lassen können.“

Mit der Spielunter­brechung wegen der Transparen­te gegen Hopp machte der DFB ein Fass auf, das nur schwer zu schließen sein wird. In Zukunft wird nämlich bei jedem beleidigen­den Transparen­t, bei jedem Ruf – egal ob kollektiv von der Kurve oder von Einzelpers­onen – gestoppt, unterbroch­en und abgebroche­n werden müssen. Gut vorstellba­r, dass die Fangruppie­rungen versuchen auszuloten, was erlaubt ist, und sogar einen Abbruch provoziere­n – so lange, bis die Kollektivs­trafe gegen die Bvb-anhänger zurückgeno­mmen wird. Aber im aktuellen Pokal-viertelfin­ale zwischen Schalke und den Bayern blieb es ruhig.

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AP Folge II: Die Schalke-fans schießen sich auf den DFB und die Klubs ein

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