Diesmal hielten sich die Ultras zurück
Alle hatten im Dfb-pokal mit den nächsten Aktionen gerechnet, doch diesmal blieben die Fans ruhig – und die Bayern retteten ein knappes 1:0 über die Zeit.
Oft ist es im Fußball noch nicht vorgekommen, dass zwei Vereine, die sich in einem wichtigen K.o.-duell gegenüberstehen, im Vorhinein gemeinsame Sache machen. Vor dem Cupduell zwischen Schalke 04 und dem FC Bayern kam es aber zu genau so einer Absprache. Ein Treffen von Schiedsrichter Tobias Stieler mit Vertretern des DFB, der Polizei Gelsenkirchen sowie der beiden Klubs wurde von den Schalkern einberufen. Klare Nachricht: „Sollte es zu Beleidigungen und diffamierenden Äußerungen kommen, wird unsere Mannschaft den Platz verlassen. Ungeachtet der Spieldauer, des Resultats oder etwaiger Konsequenzen“, verkündete Schalke in einer Aussendung bereits am Sonntag. Die Bayern applaudierten – und schlossen sich dieser Meinung an.
Die beiden Vereine greifen damit dem Drei-stufen-plan der FIFA gegen Diskriminierung vor, der in zweiter Instanz eine Spielunterbrechung und das kurzzeitige Abtreten der Mannschaften vorsieht und erst in dritter Instanz den Spielabbruch. Der Fußball-weltverband fasst Diskriminierung „auf der Grundlage von Rasse, Hautfarbe, ethnischer, nationaler oder sozialer Herkunft, Geschlecht, Behinderung, Sprache, Religion, politischer Ansichten, Einkommen, Geburt, sexueller Orientierung oder aller anderen Gründe“zusammen.
Der Ursprung der Anfeindungen gegen Dietmar Hopp liegt in einer vom DFB gegen Dortmundfans ausgesprochenen, sogenannten „Kollektivstrafe“. Nach Hopp-diffamierungen wurden die Dortmund-anhänger nämlich gesamtheitlich – kollektiv – für zwei Jahre von allen Spielen in Hoffenheim ausgeschlossen. Und das, obwohl der Deutsche Fußballbund (DFB) just solche Kollektivstrafen selbst zuvor ausgeschlossen hatte. Ein Umstand, den die „Ultra-fangruppierungen“so nicht akzeptieren wollen. „Auch wenn uns die Strafe nicht betrifft und das
Thema Hopp für uns nicht so eine starke Relevanz hat, sehen wir hierin einen Angriff auf Fanrechte im Allgemeinen“, schrieben die Bayern-fans als Begründung ihrer Proteste auf suedkurve-muenchen.org. „Es ist für uns ein Affront, den wir nicht unbeantwortet lassen können.“
Mit der Spielunterbrechung wegen der Transparente gegen Hopp machte der DFB ein Fass auf, das nur schwer zu schließen sein wird. In Zukunft wird nämlich bei jedem beleidigenden Transparent, bei jedem Ruf – egal ob kollektiv von der Kurve oder von Einzelpersonen – gestoppt, unterbrochen und abgebrochen werden müssen. Gut vorstellbar, dass die Fangruppierungen versuchen auszuloten, was erlaubt ist, und sogar einen Abbruch provozieren – so lange, bis die Kollektivstrafe gegen die Bvb-anhänger zurückgenommen wird. Aber im aktuellen Pokal-viertelfinale zwischen Schalke und den Bayern blieb es ruhig.