Kirschblüten, Glühwürmchen und Rochenhaut
Einblicke in eine unbekannte Welt: Schon mit 17 Jahren ging Heinrich von Siebold 1869 nach Japan. Zeit seines Lebens sammelte er rund 20.000 Objekte. Ein Teil davon ist nun im
Wiener Weltmuseum zu sehen.
für Kuratorin Bettina Zorn der Ausgangspunkt für die Ausstellung im Weltmuseum Wien. Projektionen zeigen dem Besucher, welche dieser abgebildeten Objekte ausgestellt sind.
Der rote Faden der Schau ist die Meiji-zeit (1868–1912), in der sich das abgeschottete Land unter der Regentschaft des Tennos Mutsuhito erstmals öffnete. Rund 200 Objekte zeigt die Ausstellung, der auch ein mehrjähriges Forschungsprojekt mit dem National Museum of Japanese History vorausging. In insgesamt fünf Räumen taucht man nicht nur in die Welt von Heinrich von Siebold ein, sondern in eine Welt, die von einem ästhetischen Konzept geradezu durchdrungen ist. Es empfiehlt sich vor allem der Blick auf Details, denn japanische Kunst, aber auch Alltagsgegenstände, sind Meisterwerke des Handwerks, denen eines fehlt: marktschreierisches Protzen. Die Schönheit liegt nicht nur im fertigen Produkt, sondern im Fertigungsprozess selbst.
Die Auswahl von rund 200 Objekten, darunter auch etliche aus der Edo-zeit, mag wenig erscheinen. Aber wer sich mit dem Begleitheft, das jedes Objekt detailreich beschreibt, durch die Ausstellung treiben lässt, der ist gut beschäftigt. Unter anderem mit einer zweisaitigen Wölbbrettzither, die mit winzigen, silbernen Glühwürmchen bestückt ist. Oder mit kunstvoll gearbeiteten Schwertern, deren Griffe mit feinster Rochenhaut überzogen sind. Oder zarte Fächer, die bei Hof nur von Männern verwendet wurden.
Und so nebenbei lernt man gleich einen Grundsatz der japanischen Lebensphilosophie Ikigai kennen, nämlich ganz im Hier und Jetzt zu sein. Totemo tanoshi (Viel Vergnügen)!