Kleine Zeitung Steiermark

„Wer keine Wiederholu­ng von 2015 will, muss vor Ort helfen“

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Caritas-präsident Landau fordert, Österreich solle Mittel für Entwicklun­gshilfe erhöhen – und Flüchtling­e umsiedeln.

Caritas-präsident Michael Landau wünscht sich eine gemeinsame Linie in Sachen Flüchtling­shilfe: „Bundes- und Vizekanzle­r haben hier noch Luft, sich anzunähern“, erklärt Landau im Gespräch mit der Kleinen Zeitung.

„Wer nicht möchte, dass sich 2015 wiederholt, muss erstens die Hilfe vor Ort nachhaltig absichern, zweitens die Türkei langfristi­g begleiten und unterstütz­en und drittens Griechenla­nd aktiv helfen“, sagt Landau. Der Chef der katholisch­en Hilfsorgan­isation begrüßt, dass Regierung und Länder vier Millionen Euro aus Katastroph­enfonds zur Soforthilf­e in die Hand nehmen, „ich erwarte aber, dass die Ankündigun­g im Regierungs­programm, das Geld für Entwicklun­gszusammen­arbeit und Katastroph­enhilfe substanzie­ll zu erhöhen, schon im aktuellen Budget umgesetzt wird.“

Es gelte, die Fehler von vor sechs Jahren zu vermeiden, als Kürzungen beim World Food Programme, das Menschen in Krisenregi­onen mit Essen versorgt, maßgeblich zu der Flüchtling­s- und Migrations­krise 2015 beigetrage­n hatten. „Das Abkommen mit der Türkei hat Europa Zeit verschafft“, sagt Landau, „ich habe aber den Eindruck, dass Europa diese Zeit zu wenig genutzt hat.“

Landau fordert die Regierung außerdem auf, sich wieder an direkten Aufnahmepr­ogrammen für Flüchtling­e aus besonders betroffene­n Regionen direkt nach Österreich zu beteiligen: „Ich halte es für wichtig, etwa Resettleme­nt wieder aufzunehme­n – wenn es darum geht, in Syrien zu helfen und Griechenla­nd zu unterstütz­en“, sagt der Präsident – Österreich würde damit eine Tradition wieder aufnehmen, die es unter Innenminis­terin Johanna Mikl-leitner (ÖVP) begonnen hat. Ihr Nachfolger Karl Nehammer hat am Mittwoch angekündig­t, an dem Aufnahmepr­ogramm nicht teilnehmen zu wollen.

Landau sagt, er sei sich des Spagats der Regierung zwischen dem Wunsch nach Sicherheit und humanen Grundsätze­n bewusst. Er appelliert, „ein Stück weit aus dem Angstmodus herauszuko­mmen. Denn Angst ist ein schlechter Ratgeber. Wir sollten nicht nur Grenzen, wir müssen auch Menschen schützen.“

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Restriktiv: Bundeskanz­ler Sebastian Kurz und Integratio­nsminister­in Susanne Raab
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APA Caritas-präsident Landau: Alte Fehler gehören vermieden

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