Polizei verschwieg Vergewaltigungsserie
30-Jähriger soll mindestens sieben Frauen in Maisacker gepeinigt haben. Öffentlichkeit wurde erst spät informiert.
Wie viele Frauen hat ein 30-jähriger Mann von den Komoren neben einer Klagenfurter Diskothek vergewaltigt? Und warum hat die Polizei die Öffentlichkeit nicht informiert? Diese Fragen stellen sich, nachdem ein 30-Jähriger von den Komoren, einem Inselstaat nördlich von Madagaskar, verhaftet wurde.
Er soll eine Vielzahl von Frauen sexuell missbraucht, belästigt und schwer verletzt haben. Aktenkundig sind vorerst sieben Vergewaltigungen, die zwischen Juni 2015 und Oktober 2019 durch Dna-proben des Verdächtigen belegt sind – er hat den Frauen primär neben einer Diskothek am Stadtrand von Klagenfurt aufgelauert, sie in einen Maisacker gezerrt und vergewaltigt. „Es ist davon auszugehen, dass die Dunkelziffer noch viel höher ist“, sagt Staatsanwältin Tina Frimmel-hesse.
Bei den ersten sechs Übergriffen konnten die Opfer nur angeben, dass es sich um einen „dunkelhäutigen Mann“gehandelt habe. Erst nach dem siebenten wurde ein Phantombild erstellt. Laut Dna-spuren handelte es sich um einen Einzeltäter, der Abgleich mit den Datenbanken führte jedoch ins Leere – der Verdächtige war noch nie polizeilich in Erscheinung getreten.
Wie verzweifelt die Polizei war, zeigt die Tatsache, dass kürzlich der Besitzer des Maisackers aufgefordert wurde, heuer eine andere Kultur anzubauen. Schließlich half „Kommissar Zufall“: Im Zuge einer Polizeikontrolle nach einer anderen Straftat wurde beim 30-Jährigen ein Mundhöhlenabstrich genommen, so gelang der Nachweis der Vergewaltigungen. Der Afrikaner sitzt in U-haft, verweigert die Aussage.
Indes wird Kritik an der Polizei laut, die die Öffentlichkeit erst am 28. November 2019 – nach der siebenten Vergewaltigung – informierte, dass „ein Sexualstraftäter“gesucht werde. Man habe „Panik, Hysterie und Verunsicherung vermeiden“wollen, auch sei keine Täterbeschreibung zur Verfügung gestanden, so die Polizei. Auch der Diskobetreiber wurde nie informiert. „Dunkelhäutige Personen haben dort unseres Wissens keinen Zutritt“, behauptet die Polizei. Der Geschäftsführer war nicht erreichbar.