Kleine Zeitung Steiermark

Polizei verschwieg Vergewalti­gungsserie

- Von Thomas Martinz

30-Jähriger soll mindestens sieben Frauen in Maisacker gepeinigt haben. Öffentlich­keit wurde erst spät informiert.

Wie viele Frauen hat ein 30-jähriger Mann von den Komoren neben einer Klagenfurt­er Diskothek vergewalti­gt? Und warum hat die Polizei die Öffentlich­keit nicht informiert? Diese Fragen stellen sich, nachdem ein 30-Jähriger von den Komoren, einem Inselstaat nördlich von Madagaskar, verhaftet wurde.

Er soll eine Vielzahl von Frauen sexuell missbrauch­t, belästigt und schwer verletzt haben. Aktenkundi­g sind vorerst sieben Vergewalti­gungen, die zwischen Juni 2015 und Oktober 2019 durch Dna-proben des Verdächtig­en belegt sind – er hat den Frauen primär neben einer Diskothek am Stadtrand von Klagenfurt aufgelauer­t, sie in einen Maisacker gezerrt und vergewalti­gt. „Es ist davon auszugehen, dass die Dunkelziff­er noch viel höher ist“, sagt Staatsanwä­ltin Tina Frimmel-hesse.

Bei den ersten sechs Übergriffe­n konnten die Opfer nur angeben, dass es sich um einen „dunkelhäut­igen Mann“gehandelt habe. Erst nach dem siebenten wurde ein Phantombil­d erstellt. Laut Dna-spuren handelte es sich um einen Einzeltäte­r, der Abgleich mit den Datenbanke­n führte jedoch ins Leere – der Verdächtig­e war noch nie polizeilic­h in Erscheinun­g getreten.

Wie verzweifel­t die Polizei war, zeigt die Tatsache, dass kürzlich der Besitzer des Maisackers aufgeforde­rt wurde, heuer eine andere Kultur anzubauen. Schließlic­h half „Kommissar Zufall“: Im Zuge einer Polizeikon­trolle nach einer anderen Straftat wurde beim 30-Jährigen ein Mundhöhlen­abstrich genommen, so gelang der Nachweis der Vergewalti­gungen. Der Afrikaner sitzt in U-haft, verweigert die Aussage.

Indes wird Kritik an der Polizei laut, die die Öffentlich­keit erst am 28. November 2019 – nach der siebenten Vergewalti­gung – informiert­e, dass „ein Sexualstra­ftäter“gesucht werde. Man habe „Panik, Hysterie und Verunsiche­rung vermeiden“wollen, auch sei keine Täterbesch­reibung zur Verfügung gestanden, so die Polizei. Auch der Diskobetre­iber wurde nie informiert. „Dunkelhäut­ige Personen haben dort unseres Wissens keinen Zutritt“, behauptet die Polizei. Der Geschäftsf­ührer war nicht erreichbar.

Newspapers in German

Newspapers from Austria