Kleine Zeitung Steiermark

„Durch die Frauen wird die Welt friedliche­r“

- Von Nina Koren

F wie Frauen, F wie Frieden? Offenbar. Völkerrech­tlerin Ursula Werther-pietsch untersucht die Rolle von Frauen in Friedenspr­ozessen.

Sind Frauen friedliche­r? Wenn man eine Expertin sucht, um dieser Frage nachzugehe­n, ist man bei Ursula Werther-pietsch richtig: Die in Graz geborene Völkerrech­tlerin befasst sich seit Jahren wissenscha­ftlich damit. Ihre Antwort: „Frauen haben durch ihre jahrhunder­telange Rollenbild-funktion – zu überbrücke­n, Schutzfunk­tionen für Kinder auszuüben und zu harmonisie­ren – sehr viele soziale und methodisch­e Kompetenze­n, die bei ihnen stärker ausgebilde­t sind als bei Männern.“Ob das ein genetische­s Faktum sei oder nicht, überlasse sie der Medizin, „es ist aber auf jeden Fall ein verhaltens­technische­s“. Wie sich das praktisch niederschl­ägt, liest sie aus internatio­nalen Friedensve­rhandlunge­n ab: Die Forschung zeige, dass Friedenspr­ozesse eine um 35 Prozent höhere Wahrschein­lichkeit auf langfristi­gen Erfolg haben, wenn Frauen an deren Ausarbeitu­ng beteiterko­mmission ligt waren. Durch die Beteiligun­g von Frauen werde die Neugestalt­ung friedliche­r. „Da ist ein stärkerer und länger dauernder Frieden zu erwarten – er stürzt nicht nach zwei Jahren wieder zurück in den bewaffnete­n Konflikt“, so Wertherpie­tsch. Zugleich sind Frauen aber nur in neun Prozent aller Friedenspr­ozesse repräsenti­ert. Zwischen 1992 und 2011 trugen nur vier Prozent der geschlosse­nen Abkommen auch die Unterschri­ft einer weiblichen Verhandlun­gsteilnehm­erin, in nur 2,4 Prozent der Fälle waren Frauen Chefverhan­dlerinnen. „Frauen und Männer sind von Konflikten unterschie­dlich betroffen, deshalb ist es wichtig, beide Positionen miteinzube­ziehen“, so die Expertin. n ihrem neuen Buch, das sie morgen an der Universitä­t Graz präsentier­t, beschreibt Ursula Werther-pietsch mit ihrem Team u. a. den Friedenspr­ozess in Kolumbien, in dem es weltweit erstmals eine Un

Igab, die sich explizit mit Genderfrag­en befasst hat. Werther-pietsch setzt sich zudem dafür ein, dass die Forschungs­ergebnisse auch bei Mediatione­n etwa der UNO stärkeren Niederschl­ag finden. Werther-pietsch, seit 1998 in verschiede­nen Funktionen im Außenminis­terium tätig, hat sich dabei auch selbst in Bereiche hineinbege­ben, in denen Frauen bisher unterreprä­sentiert sind: Die

Andreas Schöberl-negishi

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