Kleine Zeitung Steiermark

Urteil befeuert internen Streit in Moschee

- Von Gerald Winter-pölsler

Nichtig: Durch ein Gerichtsur­teil ist der Streit innerhalb der Moscheegem­einde in Graz um eine brisante Facette reicher.

Es sind wilde Zeiten, die die Verantwort­lichen der großen Grazer Moschee in der Laubgasse derzeit erleben. Auf der einen Seite geraten sie von außen unter Druck und mussten erklären, warum sie Predigern, die als radikal eingestuft werden, eine Bühne boten und warum anonyme Großspende­r aus dem arabischen Raum den Bau der Moschee mitfinanzi­eren. Vereinsobm­ann Mahdi Mekic versuchte Ende Jänner, mit einer Veranstalt­ung Antworten zu geben. Einige Fragen blieben aber offen. Und: Die Moscheegem­einde fürchtet Hass und Hetze und gezielte Attacken durch rechtsextr­eme Gruppen.

Auf der anderen Seite schwelt seit Jahren im Inneren ein Streit um die Ausrichtun­g und Mekic’ Art, die Moscheegem­einde zu führen. Dieser Streit ist nun um eine Facette reicher: Das Landesgeri­cht für Zivilrecht­ssachen hat Mekickriti­kern recht gegeben.

Die Gruppe um Idris Omerovic und Amer Rizvanovic wirft Mekic vor, intranspar­ent

zu agieren und seine Macht innerhalb der Moscheegem­einde mit unlauteren Mitteln durchzudrü­cken.

Der Anlass für den Prozess liegt vier Jahre zurück. Damals wurden fast alle der knapp 800 Vereinsmit­glieder über Nacht aus dem Verein „Interkultu­relZentrum Graz“(IKZ) ausgeschlo­ssen und in einen neuen Verein übertragen. Der IKZ ist der Verein, der das Moscheenpr­ojekt begonnen und die „Stiftung Frieden“gegründet hat. In dieser Stiftung liegen praktisch sämtliche Vermögensw­erte der Gemeinde.

Der Vorwurf der Kritiker: Mit diesen Vereinsaus­schlüssen wollte Mekic seine Abwahl als Obmann verhindern. Und genau diese Ausschlüss­e hat das Gericht nun für nichtig erklärt.

Damit nicht genug: Auch der neue Verein wurde 2018 aufgelöst, den Mitglieder­n wurde anles geboten, in einen wiederum neuen Verein namens „Emaneh“zu wechseln. Über die Aufnahme soll der Obmann entschiede­n haben – Mahdi Mekic. Er steht insgesamt vier Vereinen als Obmann vor, die im Umfeld der Stiftung tätig sind.

Mekic wehrt sich gegen die Vorwürfe. Das Urteil hält er für „kaum relevant. Wir sind heute in einer ganz neuen Struktur organisier­t. All unsere Aktivitäte­n bleiben von der Gerichtsen­tscheidung unberührt.“

Der interne Streit endet aber nicht hier. Omerovic und Rizvanovic sagen: „Das ist erst der Anfang.“Sie wollen wissen: „Wie ist die finanziell­e Lage? Welche Beschlüsse wurden seit 2016 gefasst? Wie passierte die Übertragun­g der Vermögensw­erte? Wie lief die Einstellun­g der beiden Imame 2017 ab?“Und: Sie bereiten eine strafrecht­lich relevante Anzeige vor.

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FUCHS, BALLGUIDE
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Mahdi Mekic ist Obmann von gleich vier Vereinen rund um die große Moschee in Graz. Ein Gerichtsur­teil gibt Kritikern Aufwind

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