Urteil befeuert internen Streit in Moschee
Nichtig: Durch ein Gerichtsurteil ist der Streit innerhalb der Moscheegemeinde in Graz um eine brisante Facette reicher.
Es sind wilde Zeiten, die die Verantwortlichen der großen Grazer Moschee in der Laubgasse derzeit erleben. Auf der einen Seite geraten sie von außen unter Druck und mussten erklären, warum sie Predigern, die als radikal eingestuft werden, eine Bühne boten und warum anonyme Großspender aus dem arabischen Raum den Bau der Moschee mitfinanzieren. Vereinsobmann Mahdi Mekic versuchte Ende Jänner, mit einer Veranstaltung Antworten zu geben. Einige Fragen blieben aber offen. Und: Die Moscheegemeinde fürchtet Hass und Hetze und gezielte Attacken durch rechtsextreme Gruppen.
Auf der anderen Seite schwelt seit Jahren im Inneren ein Streit um die Ausrichtung und Mekic’ Art, die Moscheegemeinde zu führen. Dieser Streit ist nun um eine Facette reicher: Das Landesgericht für Zivilrechtssachen hat Mekickritikern recht gegeben.
Die Gruppe um Idris Omerovic und Amer Rizvanovic wirft Mekic vor, intransparent
zu agieren und seine Macht innerhalb der Moscheegemeinde mit unlauteren Mitteln durchzudrücken.
Der Anlass für den Prozess liegt vier Jahre zurück. Damals wurden fast alle der knapp 800 Vereinsmitglieder über Nacht aus dem Verein „InterkulturelZentrum Graz“(IKZ) ausgeschlossen und in einen neuen Verein übertragen. Der IKZ ist der Verein, der das Moscheenprojekt begonnen und die „Stiftung Frieden“gegründet hat. In dieser Stiftung liegen praktisch sämtliche Vermögenswerte der Gemeinde.
Der Vorwurf der Kritiker: Mit diesen Vereinsausschlüssen wollte Mekic seine Abwahl als Obmann verhindern. Und genau diese Ausschlüsse hat das Gericht nun für nichtig erklärt.
Damit nicht genug: Auch der neue Verein wurde 2018 aufgelöst, den Mitgliedern wurde anles geboten, in einen wiederum neuen Verein namens „Emaneh“zu wechseln. Über die Aufnahme soll der Obmann entschieden haben – Mahdi Mekic. Er steht insgesamt vier Vereinen als Obmann vor, die im Umfeld der Stiftung tätig sind.
Mekic wehrt sich gegen die Vorwürfe. Das Urteil hält er für „kaum relevant. Wir sind heute in einer ganz neuen Struktur organisiert. All unsere Aktivitäten bleiben von der Gerichtsentscheidung unberührt.“
Der interne Streit endet aber nicht hier. Omerovic und Rizvanovic sagen: „Das ist erst der Anfang.“Sie wollen wissen: „Wie ist die finanzielle Lage? Welche Beschlüsse wurden seit 2016 gefasst? Wie passierte die Übertragung der Vermögenswerte? Wie lief die Einstellung der beiden Imame 2017 ab?“Und: Sie bereiten eine strafrechtlich relevante Anzeige vor.