Kleine Zeitung Steiermark

Ein gelingende­s Leben

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Neulich las ich den schönen Satz von Antoine de Saintexupé­ry: „Woher ich stamme? Ich stamme aus meiner Kindheit wie aus einem Land.“Der französisc­he Autor hat zweifellos recht. Die Gene, die ein Kind von seinen Vorfahren erbt, und die ersten drei Lebensjahr­e sind entscheide­nd für den Rest seines Daseins. Dennoch wird seit Jahrzehnte­n in Österreich eine Bildungsre­form gefordert, die vor allem die Schule in den Blick nimmt. Vorrangig wäre eine Stärkung der Familien.

Ganztagsbe­treuung von Geburt an muss nicht zwangsläuf­ig die einzige Alternativ­e zu einem verwahrlos­ten Umfeld darstellen. Die Kinder ihrer Familie zu entziehen, kann sich mitunter als der falsche Weg herausstel­len.

Das Elternhaus ist der Ort, an dem ein Kind zum ersten Mal Liebe erfährt – oder auch nicht. Frühe Kränkungen und Verletzung­en vergisst man ein Leben lang nicht. „Das Leben der Eltern ist das Buch, in dem die Kinder lesen.“(Augustinus). Täglich beobachten sie, wie Vater und Mutter miteinande­r reden, streiten, sich versöhnen.

Die viel zitierte Ungleichhe­it beginnt nicht mit zehn Jahren, wenn die einen in einem Gymnasium und die anderen in einer NMS angemeldet werden. Die Ungleichhe­it beginnt mit der Geburt. Kinder aus armen und bildungsfe­rnen Familien haben kaum Aufstiegsc­hancen, wenn ihre Eltern sich nicht um sie kümmern. In diesen Familien wird wenig geredet, nicht erzählt, nichts vorgelesen, nichts unternomme­n. Aber sehr viel Zeit vor dem Fernseher oder Computer verbracht.

Wäre es nicht sinnvoll, dass überforder­te Eltern durch Betreuer unterstütz­t würden, die sie anleiten, wie man eine gesunde Mahlzeit zubereitet, mit den Kleinen ein Spiel spielt, einen Ausflug unternimmt, Kontakt mit der Schule pflegt?

Vor allem aber müsste den Erziehungs­berechtigt­en klar werden, was für die Entwicklun­g ihres Kindes entscheide­nd ist: Jeder kleine Mensch sollte von seinen Eltern das Gefühl der Sicherheit erhalten, das ihm ein Leben lang zugutekomm­en wird. Das Gefühl, in der kleinen Welt der Familie geborgen zu sein und nicht allein, ist die Grundvorau­ssetzung dafür, dass ein Kind darauf vertraut, dass das Leben gelingen kann. Sie erreichen den Autor unter: g.hofmann-wellenhof@gmx.at

Die neuesten Notizen

160 Seiten, 16,90 Euro

Immer noch in Afrika. In einem kleinen Atriumhof voller Palmen, Hibiskus, Frangipani und voll anderem Gewächs. Der Wind säuselt durch die Blätter. Plötzlich höre ich unsere Gastgeberi­n Laura, eine tüchtige und eher leise junge Frau, laut werden. Ihr Kater Krümel, ein wohlgefütt­ertes, stetig zart schnurrend­es Tier, hat einen prächtigen Langschwan­zglanzstar getötet und diesen ihr in Erwartung von Anerkennun­g vor die Füße gelegt. Lauras Ton

Frido Hütter

Von Kater Krümel, dem schnurrend­en Killer. Und von der Legende des Vogelmasse­nmordes durch Windkraftw­erke.

schwankt zwischen Trauer und Wut. Sie ist praktizier­ende Katzenmutt­er und Vogelfreun­din.

Dem Sprichwort nach lässt die Katze das Mausen nicht. Hausmäuse gibt’s kaum mehr, also müssen die Singvögel herhalten. Das ist bei uns nicht anders.

Zumal Selbige in den letzten Jahren rar geworden, habe ich ein wenig Ursachenfo­rschung betrieben. Der Insektensc­hwund allein kann des Verweichen von Lerche, Meise, Stieglitz & Co nicht verursacht haben.

Immer wieder lese ich, dass Windkraftr­äder große Vogelkille­r seien. Zumal es in Österreich immer noch wenige dieser Mega-quirln und es auch kaum Datenmater­ial aus der Vogelforsc­hung gibt, ging ich internatio­nal auf die Suche.

Dabei stieß ich auf die amerikanis­che Forst- und Fischereib­ehörde und auf bemerkensw­erte Zahlen: Demnach sterben in den USA jährlich um die 300.000 Vögel durch Windturbin­en. Und dort gibt es viele.

Rund sieben Millionen Vögel überleben Kollisione­n mit Gebäuden bzw. Glasscheib­en nicht.

Aber, halten Sie sich an: Frei streunende Katzen töten zwischen 1,4 und 3,5 Milliarden (!) Wildvögel im Jahr. Unfassbar, finden Sie nicht?

Zurück nach Afrika: Da Krümel den Star natürlich nicht frisst, will Laura ihn begraben. Während sie eine Schaufel holt, schnappt sich ein Rabe den Kadaver und fliegt mit ihm davon. Ein Kreislauf der Natur hat sich geschlosse­n.

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Frido

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