Analyse zum Ölpreis Historischer Fall, streitende Exporteure
Am Montag sanken die Ölpreise so schnell wie seit 1991 nicht mehr. Das Coronavirus ist dafür nur bedingt verantwortlich.
Im Einklang mit vielen Börsenindizes ging es am Montag mit den Ölpreisen massiv nach unten. Teils um mehr als 25 Prozent und damit so deutlich wie seit fast 30 Jahren nicht mehr. Zeitweise kostete ein Fass der Nordseesorte Brent gerade noch etwas mehr als 31 Us-dollar. Was aber führte zum stärksten prozentualen Einbruch am Ölmarkt seit dem Golfkrieg 1991?
Nun, der rasante Fall der Ölpreise begann bereits Ende letzter Woche. Grund dafür: ein gescheiterter Kompromiss. Am Donnerstag noch hatten sich in Wien die Mitglieder der Opec auf eine baldige, zusätzliche und deutliche Förderreduktion verständigt. Diese schien aus Sicht der Länder um Saudi-arabien als Reaktion auf die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus notwendig. Unsicherheit hatte die internationalen Märkte geflutet und dem Ölpreis zugesetzt. Am Freitag aber versagte Russland, ein wichtiger Opec-kooperationspartner, der Absicht die Unterstützung. Selbst auf eine Verlängerung bestehender Förderbeschränkungen konnte man sich nicht einigen. Das wiederum führte dazu, dass Saudiarabien am Samstag in die Offensive ging. Neben Preisrabatten kündigte das Königreich an, ab April sogar wieder deutlich mehr Öl för- dern zu wollen. Alleine dieses Aviso des ge- wichtigen Ölexporteurs reichte schließlich aus, um den historischen Fall auszulösen.
Wie es jetzt weitergeht? Mittelfristig dürften die Preise niedrig bleiben, „längerfristig werden Ölpreise trotzdem eher steigen als fallen“, sagt Wifo-forscher Josef Baumgartner. Die Auseinandersetzung der Erdölexporteure sei ein Warnschuss, der Ökonom rechnet damit, dass es noch im März zu weiteren Gesprächen und zur Einigung auf eine Förderreduktion kommen werde. Ab wann die niedrigen Ölpreise an den Tankstellen landen? Baumgartner: „Das sollte in den nächsten Tagen passieren.“Übrigens hätten Untersuchungen gezeigt, dass Ölpreissenkungen „im selben Ausmaß“(Baumgartner) an die Zapfhähne weitergegeben werden wie Preissteigerungen. Nur dauert es bei sinkenden Preisen länger.
Markus Zottler
Josef Baumgartner (Wifo)
Kleine-zeitung-app kleinezeitung.at/
wirtschaft