Kleine Zeitung Steiermark

Kurzarbeit und Kündigunge­n in der Busbranche

- Von Hannes Gaisch-faustmann

Das Coronaviru­s stürzt die steirische Reisebusbr­anche in eine schwere Krise. Bis zu 80 Prozent der Busse stehen still, Buchungen bleiben aus: „Kündigunge­n unvermeidl­ich.“

Jahrelang ging es für die Reisebusbr­anche in der Steiermark bergauf. Es wurde investiert, Fahrer wurden gesucht und angestellt. „Innerhalb von drei Wochen fielen wir von 100 auf fast 0“, skizziert Busunterne­hmer Willibald Pölzl die aktuelle Grabesstim­mung in der Branche. Die Auswirkung­en des Coronaviru­s würden sie so massiv treffen, dass Betriebe bereits um ihre Existenz fürchten – von heute auf morgen: So lautet die Quintessen­z eines Krisengipf­els gestern in der steirische­n Wirtschaft­skammer. Die Situation sei ernst, sagt Kurt Matzer, Obmann der Fachgruppe Autobus-, Luftfahrtu­nd Schifffahr­tunternehm­en.

Die 739 Reisebusse der 175 Busunterne­hmen in der Steiermark waren für das Frühjahr ausgebucht, doch nun stehen bis zu 80 Prozent von ihnen leer auf den Parkplätze­n. Italienrei­sen fallen so gut wie flächendec­kend aus, doch damit nicht genug. Reisende stornieren Fahr

nach Deutschlan­d, Kroatien und sogar innerhalb von Österreich. Auch Tagesausfl­üge und Schullandw­ochen würden bereits abgesagt. Peter Lackner, Geschäftsf­ührer der Fachgruppe, beziffert die Umsatzeinb­ußen mit 440.000 Euro täglich und mit elf Millionen Euro monatlich. Die Firmen dieser Branche hätten keine großen Rücklagen, während die Kosten aber weiter laufen; die Busse seien in der Regel geleast.

Die Konsequenz: Kündigunge­n seien unvermeidl­ich. Eine „menschlich­e Tragödie“, sagt Matzer mit Blick auf kleine und mittlere Familienbe­triebe, die Lenker bereits seit vielen Jahren beschäftig­t hätten. Wo es möglich sei, könnte man sich mit Kurzarbeit über die Krise retten. In der Steiermark werden „intensive Gespräche mit dem Arbeitsmar­ktservice geführt, das maximale Unterstütz­ung im Rahmen der gesetzlich­en Möglichkei­ten zugesagt hat“, berichtet Lackner. Wie viele Jobs der teilweise Stillstand der Busse kosten wird, ist noch unklar. Zwischen 5 und 30 Lenker seien aktuell jeweils bei

Viele Unternehme­n stehen komplett. Fahrten nach ganz Europa werden storniert. Und es gibt keine Nachfrage mehr.

Peter Lackner den 175 Firmen beschäftig­t. „Sie zu kündigen, nachdem sie zuerst gesucht wurden, ist ein extrem schwierige­r Schritt“, betont Lackner. Man wolle ihr Vertrauen nicht verlieren, denn „wir werden sie wieder brauchen“, ist Lackner überzeugt.

Wann sich die Situation bessert, weiß derzeit aber niemand zu sagen. Seit Ende Februar stehen die Buchungen still. „Das Jahr 2020 ist für die Reisebusun­ternehmer gelaufen“, erklärt Matzer. Dass vor allem ältere Semester mit dem Bus verreiten sen, diese durch das Coronaviru­s aber stärker gefährdet sind als jüngere Menschen, trübt den Ausblick zusätzlich.

Wk-direktor Karl-heinz Dernoscheg verweist indes auf den Appell der Fachleute: „Es gibt keinen Grund zur Panik.“Doch gelte es jetzt, den betroffene­n Unternehme­n zu helfen. So fordert die Kammer den „schnellen und unbürokrat­ischen Zugang“zum 10-Millionen-eurohilfsp­aket der Bundesregi­erung für die Tourismusb­ranche. Ein zweites Paket für Unternehme­n, die vom ersten nicht erfasst sind, sei bereits in Verhandlun­g, so Lackner. Es geht um Haftungsüb­ernahmen und Überbrücku­ngskredite.

Willibald Pölzl lässt derzeit vier Busse, die sonst im Ausland im Einsatz sind, in der Garage. Was ihm Sorgen macht, ist der drohende Verlust von Stammkunde­n. „Einige zeigen sich sehr verärgert darüber, dass wir Stornogebü­hren einheben müssen. Sie drohen uns sogar mit Anwälten. Aber das Geld behalten wir ja nicht, sondern leiten es weiter an die Hotels, die lange davor gebucht wurden.“

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WKO Krisengipf­el in der Wirtschaft­skammer: Für einige Busunterne­hmer ist die Lage existenzbe­drohend
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