Zwischen Verkürzung und Verfälschung
Twitter ortete eine Manipulation und findet sich plötzlich mitten im Us-präsidentschaftsduell wieder.
Es wirkt wie ein peinlicher Versprecher Joe Bidens im Vorwahlkampf der Demokraten: „Wir können nur Donald Trump wiederwählen“, sagt Biden in einer Aufnahme, die auf Twitter auch von Donald Trump geteilt wurde. Seither wurde das Video nicht nur millionenfach aufgerufen, es handelt sich auch um den ersten Beitrag, den Twitter mit der Kennzeichnung „manipulierte Medien“versah. Veröffentlicht wurde das Video von Dan Scavino, der im Weißen Haus für die Kommunikation in den Online-diensten zuständig ist.
Die Reaktion des Kurznachrichtendienstes ist eine Konsequenz der neuen Regeln, die sich Twitter, Youtube oder Facebook im Vorfeld der Us-präsidentschaftswahlen auferlegt haben. Groß ist die Angst, die Manipulationen von 2016 könnten sich im heurigen Wahlkampf wiederholen. Bei schweren Fällen will Twitter Manipulationen auch löschen. Indes tobt in den USA der Streit um die Deutungshoheit: Scavino dementiert, dass es sich hier um eine Manipulation, sondern bloß um eine Kürzung handle. Es sei ein gekürztes Zitat. „Wir können nur Donald Trump wiederwählen, wenn wir uns wirklich dieser Selbstzerstörung hier hingeben“, habe Biden eigentlich und in Bezug auf den innerparteilichen Konflikt gesagt.
Lassen Sie sich nichts erzählen, von niemandem!“, mahnt zu Beginn eine Stimme aus dem Off. Die Warnung hätte man gar nicht gebraucht: Man merkt schnell, dass in Unterleuten, einem fiktiven Ort in Brandenburg, jeder sein eigenes Süppchen kocht. Feindschaften sitzen tief, Seilschaften sind nur eine Frage der Perspektive.
Julie Zeh erzählt in ihrem Roman „Unterleuten“von einem Dorf im deutschen Osten, dessen beste Zeiten schon lange vorbei sind. Der geplante Bau von Windkraftanlagen lässt alte Konflikte wieder aufbrechen, auch wenn der Bürgermeister überzeugt ist: „Bald geht es aufwärts mit Unterleuten.“In Wahrheit geht es bergab – die Grundbesitzer wollen verdienen, Stadtflüchtlinge ihre Ruhe am Land. Und wer will 160 Meter hohe Windräder vor dem Fenster haben? R egisseur Matti Geschonneck hat für die Verfilmung ein exquisites Ensemble (Ulrich Noethen, Alexander Held & Co.) um sich geschart. Behutsam entwickelt er ein Sittengemälde, das viel über das Verhältnis von Stadt und Land, von Grundbesitz und Besitzlosigkeit, von Macht und Ohnmacht und nicht zuletzt über Energiepolitik und das Verhältnis zur sauberen Energie aussagt. Und man erkennt recht schnell: Unterleuten könnte überall sein.