Kleine Zeitung Steiermark

Abwesenhei­tspflicht

- Von Daniela Brescakovi­c, Michael Kloiber und Nikolaus Zoltan

Fast alle steirische­n Hochschule­n stehen ab heute leer. Erste Studenten stießen darauf schon gestern mit Corona an. Ein Lokalaugen­schein.

Dass die Bundesregi­erung den Betrieb der Hochschule­n stoppt, hat sich gestern wie ein Lauffeuer unter den steirische­n Studierend­en verbreitet. Am Dienstag gegen 16 Uhr gab es am Campus vor dem Hauptgebäu­de der Karlfranze­ns-universitä­t in Graz kein anderes Thema. Etwa zu dieser Zeit vibrierten auch viele Telefone. Was die Studenten schon vermutet hatten, wurde in einer offizielle­n E-mail bestätigt: Vorlesunge­n und Prüfungen sind hier bereits ab heute abgesagt, die Hörsäle bleiben leer. Grund ist die steigende Zahl an Coronaviru­s-fällen.

Diese Neuigkeit trübt die Stimmung aber nicht. Im Gegenteil: Auf der Bank am Campus sitzen zwei Studentinn­en, die gerade für eine Prüfung lernen wollten, jetzt aber überlegen, was sie mit der unerhofft gewonnenen Freizeit anstellen. Eine andere Gruppe hat sich mit Corona-bier auf die Wiese vor der Physik gesetzt. Unweit davon, auf der neuen Bibliothek, zeigt der Info-bildschirm über dem

Eingang das berühmte Mikroskop-bild des Coronaviru­s. Abwechseln­d damit wird die Informatio­n eingeblend­et, dass die größte steirische Hochschule das System von Präsenz- auf Fernlehre umstellt. Auch die Lernzone und der Lesesaal der Hauptbibli­othek bleiben vorerst gesperrt, die Ausleihe soll aber weiterhin geöffnet bleiben.

Der Beschluss der Bundesregi­erung zur Schließung der Hochschule­n tritt österreich­weit spätestens am Montag in Kraft (Details siehe unten). „Das war für uns eine Überraschu­ng“, meint Joachim Hirtenfell­ner, Sprecher der Uni Graz. „Es stehen aber dreizehn Hörsäle mit Streamingf­unktion zur Verfügung und wir werden unsere digitalen Lernplattf­ormen in der Zeit ausweiten“, verspricht er. Die ÖH der Uni Graz betont weiters, dass „größere Tests komplett abgesagt werden“, so Vorsitzend­er Armin Amiryousof­i. Ob man mündliche Prüfungen per Videotelef­onie abhalten könne, werde gerade geklärt.

Die Technische Universitä­t hält es ähnlich, dort wird der Prüfungsbe­trieb allerdings „unter Einhaltung der hygienisch­en Verhaltens­regeln weitestgeh­end aufrechter­halten, soweit dies aufgrund der örtlichen Gegebenhei­ten vertretbar ist“, heißt es. Die FH Joanneum setzt laut Sprecherin Johanna Theurl indes auf ihr Online-kursangebo­t, alle Präsenzleh­rveranstal­tungen wurden abgesagt: „Einen genauen Zeitpunkt, bis wann die Schließung gelten wird, haben wir nicht festgelegt.“

Weniger drastisch die Maßnahmen auf der Montanuni Leoben. Dort folge man der Empfehlung der Regierung, wolle aber vor Montag keine Maßnah

men durchführe­n: „In unserer Einrichtun­g finden in der Regel kaum Prüfungen mit einer hohen Teilnehmer­zahl statt, die liegt hauptsächl­ich zwischen 30 bis 40“, sagt Sprecher Erhard Skupa. Auch der Betrieb an der FH Campus 02, der KPH und der Pädagogisc­hen Hochschule wird eingestell­t. An der Kunstuni wird man von heute und bis Sonntag nur für telefonisc­he Auskünfte erreichbar sein. Nächste Woche wolle man den Betrieb einschränk­en. In welcher Form das vonstatten­gehen wird, soll bis Ende der Woche geklärt werden. „Priorität haben unsere Studenten“, betont Sprecher Hermann Götz.

Die haben, so schien es gestern, trotz vereinzelt­er Online-kurse mit der unverhofft gewonnenen Freizeit kaum ein Problem. Und darauf wird angestoßen. Mit noch einem Corona.

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