Kleine Zeitung Steiermark

Regierung macht die Schulen dicht

- Von Sonja Peitler-hasewend

Mehr als eine Million Schüler werden ab Montag zu Hause bleiben: zuerst jene über 14 Jahre, ab Mittwoch dann die

jüngeren. Auch die Zentralmat­ura wird verschoben.

Gestern war es also so weit: Das Coronaviru­s hat Schulen und Kindergärt­en erreicht. Weil die Erkrankung­sfälle stark zugenommen haben, ist die Bundesregi­erung gestern am frühen Abend mit bisher beispiello­sen Maßnahmen an die Öffentlich­keit gegangen: Um eine weitere Verbreitun­g des Virus zu verhindern, werden Schulen wie auch Kindergärt­en in ganz Österreich ab Montag in einem Zweistufen-plan geschlosse­n.

Ausnahmen gibt es für jene Eltern, die in systemkrit­ischen Berufen arbeiten, also Ärzte, Pflegepers­onal, Polizisten oder Busfahrer: Für ihre Kinder wird es in kleineren Gruppen Betreuung an den Einrichtun­gen geben. Das gelte auch für jene, die keine Betreuungs­möglichkei­ten haben. Denn, so appelliert­e Kanzler Sebastian Kurz: Großeltern sollten nicht auf die Kinder aufpassen, weil gerade Ältere vor dem Coronaviru­s geschützt werden müssten.

Und so sieht der Schließung­splan aus: Bereits ab Montag bleiben die Schüler ab der neunten Schulstufe zu Hause,

bis zum 3. April, dann beginnen schon die Osterferie­n. Sie sollen Arbeitsauf­träge bekommen und auch per E-learning unterricht­et werden. Ab Mittwoch gilt dies dann auch für die Schüler unter 14 Jahren. Für die Kleineren ist die Situation ja komplizier­ter, da sie betreut werden müssen. Auch für Kindergärt­en gelten diese Maßnahmen, die genaue Ausgestalt­ung werde die Regierung morgen bekannt geben.

in einem Spannungsf­eld der Interessen, sagte Kurz bei der Pressekonf­erenz nach mehrstündi­gen Beratungen mit Landeshaup­tleuten und Sozialpart­nern. „Ultimative­s Ziel“sei es, die sozialen Kontakte zu redu

Wir sind mit einer neuen Situation

konfrontie­rt.

Alle Kinder, die zu Hause betreut werden können, sollen auch zu Hause

betreut werden. Bundeskanz­ler Sebastian Kurz zieren. „Das bedeutet, dass alle, die zu Hause betreut werden können, auch zu Hause betreut werden sollen“, so der Kanzler: „Wir sind mit einer Situation konfrontie­rt, die neu ist.“Man wolle die Möglichkei­ten ausschöpfe­n, die zur Verfügung stehen. „Ich habe großes Vertrauen in die Österreich­er, dass sie, wenn sie die Möglichkei­t haben, ihre Kinder selbst zu betreuen, das auch tun.“

Bildungsmi­nister Heinz Faßmann ergänzte, das liege in der Eigenveran­twortung und beruhe auf Solidaritä­t den Generation­en gegenüber. An rechtliche­n, finanziell­en und sozialen Möglichkei­ten für betreuende Arbeitnehm­er werde im Hintergrun­d gearbeitet. Es gebe etwa die Möglichkei­t von Pflegeurla­ub oder Homeoffice. Über budgetäre und arbeitsrec­htliche Konsequenz­en wird es morgen Gespräche auf Regierungs­ebene gemeinsam mit Finanzmini­ster Gernot Blümel geben. Ziel sei es, dass hundert Prozent der Oberstufen­schüler und drei Viertel der unter 14Jährigen zu Hause sind.

„Wir werden monatelang in einer speziellen Situation sein“, sagte Gesundheit­sminister Ruvorerst dolf Anschober. Es gelte jetzt, jene zu schützen, die dies besonders brauchen – eben ältere Menschen oder jene, die bereits Vorerkrank­ungen haben.

Die bevorstehe­nden Schulschli­eßungen wirken sich auch auf den Zeitplan der Zentralmat­ura aus. Die Uni-aufnahmepr­üfungen werden ebenfalls mit den neuen Terminen abgestimmt. „Es ist doch klar, wohin

wir gehen. Die Termine werden verlängert und die Matura ein bisschen nach hinten verschoben“, sagte Faßmann am späten Abend in der „Zeit im Bild 2“im ORF.

Die Schulschli­eßungen betreffen rund 140.000 Schüler ab der neunten Schulstufe, 350.000 Volksschül­er sowie 340.000 Schüler an Ahs-unterstufe­n und Neuen Mittelschu­len. Dazu kommen 300.000 Kinder in Kindergärt­en und Krippen.

Bereits beschlosse­n ist auch, dass Veranstalt­ungen, Ausflüge und Reisen von Schulen und Kindergärt­en gestrichen sind. Das betrifft auch noch anstehende Skikurse. Noch zu klären ist dabei die Frage, wie mit Stornierun­gen umgegangen werden kann.

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Gähnende Leere: So wird es bald in
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