Stornowelle bringt Wirte unter Druck
Schladminger „Partytenne“feiert nur noch im Freien, Grazer Schloßbergrestaurant geht in Zwangspause. Wirte müssen die Rechnung mit massivem Gästeschwund machen.
Für Wirte war die Meldungslage gestern zum Aus-der-haut-fahren. Gilt das Limit von maximal 100 Personen nur für Veranstaltungen, für Lokale und – wenn ja – für alle? Im Stundentakt servierte man aus Wien Nachjustierungen, Präzisierungen, Änderungen. Letztstand: Das Limit gilt für Events in Lokalen und für Bars oder Discos, nicht aber für den normalen Gasthausbetrieb.
Ein Menü des Grauens für Wirte, die ihre Rechnung in den nächsten Wochen mit einem herben Gästeschwund machen müssen. Die größte „Partyburg“des Landes, die Hohenhaustenne vor der Planai, drosselt ihren Après-ski-motor massiv: Im März werden alle Veranstaltungen abgesagt, aus Sicherheitsgründen läuft Après-ski zwischen 11 und 22 Uhr nur noch auf der Terrasse im Freien. Die Crux für die Tenne: Für Bars und Großraumdiscos gilt das Limit von 100 Besuchern eben. Auf den Skihütten im Land können Wintersportler aber weiterhin zur Stärkung einkehren.
Auch wenn die Obergrenze für Speiselokale nicht greift, weil das Grundbedürfnis „Essen“nicht eingeschränkt wird: Insgesamt kommt die Gastronomie enorm unter Druck. Es rollt eine Stornowelle übers Land, klagt der Grazer Spitzenkoch und Gastronom Christof Widakovich. Er wird das Schloßbergrestaurant ab Montag für drei Wochen zusperren: „Alle Veranstaltungen sind bei uns abgesagt, ich habe für Tausende Personen Stornos hereinbekommen. Unser Schaden beträgt schon mehrere 100.000 Euro.“Mit Mitarbeitern suche man flexible Lösungen: „Urlaub ist eine Option, es kann aber auch sein, dass wir einige vorübergehend abmelden müssen, damit wir über die Phase drüberkommen.“Was ihm wichtig ist: „Wir forcieren jetzt das Geschäft im Biergarten auf dem Schloßberg und laden alle herzlich ein, den Frühling bei uns zu genießen!“
erwischt hat der Regierungserlass auch Gerald Schwarz, der in Graz mit Landhauskeller, Promenade, Operncafé und den Aiolas zu den ganz Großen auf dem Markt zählt: „Auf einen Schlag haben wir im Aiola im Schloss sechs Veranstaltungen bis Mitte April für 1200 Personen verloren“, umreißt er die Dimensionen. Das treffe einen mit voller Härte, vor allem wenn man, wie in einem Fall, sogar die Einkäufe schon im Haus habe. Im Landhauskeller sind für die nächste Zeit bisher rund 200 Stornierungen eingegangen, auch im Hotel Aiola Living sieht man sich damit konfrontiert, dass Kunden absagen. Fazit des Unternehmers: „Das ist bitter. Es gibt noch keine Maßnahmen, die in dieser Lage für uns Gastronomen eine Hilfe wären.“
Es ist ein unglaublich harter Schlag, den die Gastro-branche kaum noch verdauen kann, befürchtet der Wirte-obmann in der Wirtschaftskammer, Klaus Friedl: „Nach all den Auflagen, der Bürokratie und dem Rauchverbot ist das eine echte Katastrophe für uns.“
Nach den Hilferufen aus der Tourismusbranche hat die Regierung Ende der Vorwoche eikalt
lig ein Soforthilfepaket geschnürt. Es beinhaltet Überbrückungsfinanzierungen mit einem Haftungsrahmen in einer Höhe von bis zu 100 Millionen Euro. Die Abwicklung, die von der Österreichischen Hotel- und Tourismusbank (ÖHT) orchestriert wird, hat gestern um 15 Uhr begonnen. Betroffene Tourismusbetriebe können über die digitale Einreichplattform (online unter: oeht.at) ihre Anträge stellen. Für die Abwicklung wird „ein beschleunigtes Verfahren“in Aussicht gestellt. Es gehe insbesondere darum, „kleine und mittelständisch strukturierte Betriebe unbürokratisch zu unterstützen, um die Liquidität auf betrieblicher Ebene aufrechterhalten zu können“, so Öht-generaldirektor Wolfgang Kleemann.
Gastro-obmann Friedl tröstet dieses Soforthilfepaket nicht: „Die Wirte brauchen jetzt keine Kredite, wenn ihnen das Geschäft einbricht. Wie sollen sie denn diese bedienen? Ich erwarte mir von der Politik, dass es nun für die Unternehmer nicht nur Zuzahlungsangebot gibt, sondern einmal eine wirkliche Geldleistung, um den wirtschaftlichen Schaden zu kompensieren!“