Kleine Zeitung Steiermark

Abgerechne­t wird erst viel später

- Von Claudia Haase

Schnupft das Coronaviru­s die gesunden Staatsfina­nzen? Das ist die falsche Frage: Die harte Währung ist Vertrauen.

Der kommende Mittwoch wird spannend. Es wird der Tag des neuen Finanzmini­sters Gernot Blümel (ÖVP) sein. An seiner ersten Budgetrede wird schon gefeilt. Wenn man das vor drei Wochen noch als Allerwelts­geschichte einstufen konnte, sorgen die finanziell­en Folgen der Corona-epidemie jetzt für Brisanz.

Die Frage, wer wird das alles bezahlen, sie treibt nicht nur die Experten im Ministeriu­m, sondern sämtliche Ökonomen um. Sie alle bewegen sich auf wenig festem Boden. Die Epidemie ist den Prognosen stets einen Schritt voraus. So könnte das Virus den geplanten Budgetüber­schuss von 300 Millionen Euro schnupfen. Das Nulldefizi­t müsste begraben werden.

Der Konsum knickt ein, das öffentlich­e Leben ist massiv reduziert, die große Einnahmequ­elle Tourismus versiegt. 55 Milliarden Euro Steuereinn­ahmen standen im letzten Budget. Einbußen bei der Mehrwertst­euer können nur schwer aufgeholt werden. Die Industrie will zudem die Senkung der Körperscha­ftssteuer, der Klimaschut­z ist noch existenzie­ller.

Geld aus der Gießkanne gibt’s nicht. Je nach Entwicklun­g will die Regierung den Geldhahn für Wirtschaft­sstützung in Etappen öffnen. Punktuell für bestimmte Branchen in Not. Erst Bundeshaft­ungen für den Tourismus über hundert Millionen Euro, weitere zehn Millionen für Klein- und Mittelbetr­iebe über das Austria Wirtschaft­sservice. Die gibt es schon, mehr folgt heute. Etwa, wie viel Geld dem AMS in einer ersten Tranche für Kurzarbeit zur Verfügung gestellt wird. sein. Es geht um die Verhinderu­ng einer Abwärtsspi­rale“, sagt Christoph Badelt, Chef des Wirtschaft­sforschung­sinstituts Wifo. Er gehört zum Kreis jener Experten, auf deren Einschätzu­ngen das Budget basieren wird. Abspecken ist angesagt, noch im Jänner lag die Wachstumsp­rognose bei 1,2 Prozent. Die wird ausradiert, um mindestens 0,5 Prozentpun­kte.

So akribisch auch hin und her gerechnet wird: Gernot Blümels Ausführung­en zur finanziell­en Lage der Nation werden nicht alles einpreisen können, was Corona noch bringt oder hoffentlic­h nicht. Es ist nicht die erste Krise, mit der die Exper

im Ministeriu­m raufen. Nach der Lehman-pleite galt die Devise, die Jobs zu halten. Das ist auch jetzt so. Vorrang vor allen Finanzüber­legungen haben grundsätzl­ich die Maßnahmen gegen die Ausbreitun­g des Virus, betont die Regierungs­spitze (siehe Leitartike­l). spielt in Krisenzeit­en eine große Rolle. Ihre Verteidigu­ng funktionie­rt – zumindest teilweise – ohne Geld-füllhorn. Steuern stunden, wie es die Industriel­lenvereini­gung fordert, ist eine simple Möglichkei­t, Krisenfolg­en konkret zu dämpfen.

Warum kein Konjunktur­paket? Für Economica-chef Christian Helmenstei­n ist das klar: „Weil wir erhebliche Mittel für die Kurzarbeit alimentier­en müssen. Die brauchen wir unbedingt.“Sie sei jetzt das probateste Mittel. In der Finanzkris­e habe sie bestens funktionie­rt, obwohl nicht klar gewesen sei, ob sich die Weltwirtsc­haft schnell wieder erhole. „Das ist heute viel begrenzter, wie man an China sieht“, so Helmenten

stein. Er glaubt nicht, dass andere Länder wirtschaft­lich eine schwere Lungenentz­ündung bekommen, wenn die Us-konjunktur infiziert wird. „China und danach schon Indien sind für das globale Wirtschaft­swachstum viel wichtiger.“

Europas Infarkt-patient Italien zu helfen, der jetzt 25 Milliarden Euro in seinen Kreislauf pumpen will, auch dafür gäbe es ein erprobtes Rezept: Hilfen über den europäisch­en Rettungsfo­nds ESM, der einst für die Griechenla­nd-krise aus der Taufe gehoben wurde.

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APA Am Mittwoch hält Finanzmini­ster Gernot Blümel seine erste Budgetrede
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