Wien ohne Wiener: Die Stadt wird leise
Das kulturelle Leben liegt lahm, Touristen bleiben aus und die Wiener lieber zu Hause: Das Coronavirus und die Maßnahmen
gegen die Verbreitung verändern die Hauptstadt. Nicht alle finden das schlecht.
Auch im Rathaus ist man darum bemüht, in der Extremsituation Ruhe auszustrahlen: „Die Maßnahmen werden nicht getroffen, weil die Situation bedrohlich ist, sondern damit sie nicht bedrohlich wird“, sagt Bürgermeister Michael Ludwig bei einem Termin mit Vizebürgermeisterin Birgit Hebein und dem Gesundheitsstadtrat Peter Hacker. Der fordert die Wiener sogar dazu auf, sich nicht zu verkriechen, sondern an die Luft zu gehen – mit den Kindern auf den Spielplatz, in den Prater oder Wienerwald: „Unser Ziel ist es nicht, zwei Millionen Menschen in Einzelisolation zu bringen“, sagt er: „Es geht darum, die der sozialen Kontakte zu reduzieren.“urück am Stephansplatz, der am frühen Nachmittag zwar nicht mehr so leer wie am Vormittag ist, aber auf dem es bei Weitem nicht so wu
Zselt wie sonst. Vor dem Stephansdom stehen Männer in Mozart-kostümen, um Konzertkarten zu verkaufen, doch es gibt heute keine Abnehmer dafür. Die Konzerte finden trotz Veranstaltungserlass statt, allerkleinteiligkeit dings werden pro Vorstellung nur mehr 80 statt 130 Karten verkauft, wenn überhaupt: „Heute hatte ich noch keinen einzigen Kunden“, sagt ein Verkäufer, „eigentlich ist es sinnlos, dass wir hier stehen.“
Aus dem Stephansdom kommen zwei ältere Damen. Sie haben eine Kerze für die Coronakranken angezündet und es auch ein bisschen genossen, den Dom fast für sich alleine zu haben. „Herrlich, oder?“, sagt die eine und zeigt auf den Graben, der heute besonders viel Platz zum Flanieren bietet. „Komm, jetzt trinken wir einen Wein“, sagt die andere: „Es ist zwar noch lange vor 17 Uhr. Aber heute ist eh schon alles egal.“