Kleine Zeitung Steiermark

Anlauf bis Oktober

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mittag sagten die vier Chefs der Opposition­sparteien dann spontan zu, auch sie würden im Landtag bei der Sondersitz­ung am kommenden Dienstag für die erforderli­chen Maßnahmen stimmen. „Die jetzt geplante Gesetzesän­derung wäre aber auch mit einfacher Mehrheit möglich“, sagt Klaus Poier, Politologe und Verfassung­sexperte der Universitä­t Graz.

Die Wahlversch­iebung in so kurzer Frist ist eine kolossal komplizier­te Operation – das bereitete gestern viel Kopfzerbre­chen. Die Gemeindewa­hlordnung sieht nämlich bislang keinerlei Möglichkei­t vor, eine Wahl zu verschiebe­n. Einziges Mittel wäre eine in der Landesverf­assung vorgesehen­e Notverordn­ung zur Abwehr akuter Elementarg­efahren gewesen – und diese stärkste Waffe wollte man vorerst lieber im Schrank lassen.

Eine reguläre Gesetzesgr­undlage zur Wahltermin­verschiebu­ng wird der Landtag erst kommenden Dienstag in seiner Sondersitz­ung beschließe­n. Das ist auch der Grund, weshalb morgen – für viele unverständ­lich – der vorgezogen­e Wahltag wie geplant durchgefüh­rt wird. Eine Nichtabhal­tung wäre schlicht illegal.

Am Dienstag wird in die Gemeindewa­hlordnung ein neues Kapitel mit der Überschrif­t „Außerorden­tliche Verhältnis­se“eingefügt. Der Landtag räumt der Regierung das Recht ein, in Sonderfäll­en (wie eben jetzt) Wahlen zu verschiebe­n. Wie weit man maximal verschiebe­n darf, wird nicht exakt definiert: Es muss nur der neue Wahltermin binnen sechs Monaten

festgesetz­t werden. Die Wahl selbst könnte auch noch etwa im Oktober sein.

Zuerst wollte man nur vier Monate reinschrei­ben, dies gab Schützenhö­fer am Nachmittag auch so bekannt. Doch Gemeindeun­d Städtebund drängten massiv auf eine Verlängeru­ng der Frist bis Herbst. Wenn es nämlich nicht gelingt, den neuen Wahltermin fristgerec­ht zu fixieren, muss die gesamte Wahl neu ausgeschri­eben werden. Dann gibt es neue Wählerverz­eichnisse, neue Kandidaten­listen, einen neuen Stichtag – diesen auch finanziell­en Aufwand wollen die Kommunen unbedingt vermeiden.

Övp-landeschef Schützenhö­fer wäre seinerseit­s jedoch für eine komplette Verschiebu­ng der Gemeindera­tswahl ins Frühjahr 2021.

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GUBISCH Wegräumen statt aufstellen: Heute wird zwar gewählt, aber ausgezählt wird erst im Herbst

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