Schulen bis Ostern im Ausnahmezustand
Schüler bleiben zu Hause, Lehrer sollen vorwiegend per Mail, Telefon, Chat „unterrichten“. Sonderurlaub für Eltern mit Betreuungspflichten. Maturaverschiebung nicht fix.
Liebe Eltern, liebe Kinder, es ist eine außergewöhnliche Situation mit außergewöhnlichen Maßnahmen. Aber machen Sie sich keine Sorgen. Wir werden den Lernstoff nachholen und eine faire Leistungsbeurteilung machen. Nutzt die Zeit, bildet euch weiter, meidet Discos und Partys.“Dies schickte Bildungsminister Heinz Faßmann voraus, als er Donnerstagmittag die Öffentlichkeit über das weitere Vorgehen an den Schulen informierte. Alle Schüler sollen ja nach Möglichkeit stufenweise ab Montag zu Hause bleiben. Ein Erlass mit allen nötigen Schritten wurde gestern Abend an alle Schulen geschickt, er liegt der Kleinen Zeitung vor.
Für berufstätige Eltern und ihre Arbeitgeber hat Bundeskanzler Sebastian Kurz Unterstützung angekündigt: Bis zu drei Wochen Sonderurlaub seien möglich. „Unternehmer entscheiden, ob sie Mitarbeiter freistellen können.“Wenn ja, übernehme der Staat ein Drittel der Lohnkosten bis Ostern. Wer arbeiten muss, könne seine Kinder weiter in Kindergarten oder bringen – auf keinen Fall aber zu den Großeltern, um diese Risikogruppe zu schützen.
Alle ab 14 Jahre haben vom kommenden Montag bis zu den Osterferien keine Schule mehr im bisher bekannten Sinne. Schüler von 6 bis 14 Jahren bleiben ab Mittwoch zu Hause, es sei denn, ihre Eltern können keine häusliche Betreuung organisieren oder sind in ihren Berufen unabkömmlich. Dann wird es an Schulen für sie Betreuung in Kleingruppen geben.
alle Schüler, und zwar vor allem über E-learning mit PC, Handy oder Tablet. Dafür gibt es einerseits neben den digitalen Angeboten der Schulbuchverlage die „Eduthek“des Ministeriums (eduthek.at/schulmaterialien). Die derzeit rund 2600 Lerninhalte werden laufend erweitert, sagte der Generalsekretär des Ministeriums, Martin Netzer.
Schulen sollen aber auch selbst Arbeitshefte und Portfolios ausarbeiten und den Schülern übermitteln. Mit denselben Unterlagen sollen dann auch jene Kinder lernen, die an den Schulen bleiben. Es müsse nicht digital gearbeitet werden, auch
Papier und Bleistift seien möglich, sagte Faßmann. Für die Berufsschulen gibt es heute gesonderte Informationen.
Lehrer sollen ihre Schüler begleiten, vorzugsweise per Email, Telefon oder Chat-gruppen. „Die Schulen bleiben aber grundsätzlich geöffnet“, so Faßmann. Ein Teil der Lehrer solle dort eine Art „Journaldienst“leisten. Alle anderen sollen von zu Hause unterrichten. Jedenfalls an der Schule müsse die Schulleitung sowie administratives Personal sein.
Schularbeiten und Tests entfallen in den kommenden drei Wochen. Nur wenn sie für die Beurteilung notwendig sind, werden sie später nachgeholt. Jedoch können laut Erlass „dringend notwendige Prüfungen der Abschlussklassen der Sekundarstufe II“in Kleingruppen abgehalten werden.
Und auch der ORF ändert sein Programm: Vormittags wird es auf ORF 1 speziell für Schüler passende Sendungen geben.
Ob die Zentralmatura verschoben wird, darüber gibt es noch immer keine Klarheit. Faßmann hatte ja bereits Mittwochabend eine Verschiebung angekünschule
Bildungsminister Heinz Faßmann
digt. Eigentlich sollte die zentral vorgegebene schriftliche Matura ja in ganz Österreich vom 5. bis 13. Mai stattfinden.
Am Donnerstag klang das dann so: „Ob es eine Verschiebung gibt, ist noch nicht endgültig entschieden.“Sollten die Schulschließungen nicht zu lange dauern, ginge sich der ursprüngliche Termin noch aus. Entscheidend sei die Entwicklung in der nächsten Woche, ergänzte Netzer. Die Lehrer würden einen speziellen Fokus auf die Maturanten legen – dabei
komme es entgegen, dass in den Maturaklassen mittlerweile ohnehin kein neuer Stoff mehr durchgenommen werde.
Die Abnahme der Vorwissenschaftlichen Arbeiten für die Matura, die bis Ostern vorgesehen ist, soll gewährleistet sein. Aber die Präsentationen sollen nur in Kleingruppen und „unter Wahrung der hygienisch relevanten Vorschriften“nach dem Epidemiegesetz stattfinden.
Einiges ist jedoch noch unklar. Etwa, welche Schulen geöffnet bleiben und wie groß die
Betreuungsgruppen für jüngere Kinder dann sein werden. Faßmann sprach grob von drei bis fünf Kindern je Gruppe.
klar ist die Situation der Kindergärten und Krippen: Grundsätzlich gelte laut Faßmann das Gleiche wie für die 6- bis 14-Jährigen. Die Kinder sollen also nach Möglichkeit zu Hause bleiben. Aber: „Kindergärten haben offenzustehen für Betreuungsbedarf“, so Faßmann. Dies würden die Länder koordinieren.