Der Überflieger mag es am liebsten windstill
Das Coronavirus holte am Ende auch die Skispringer ein und
Stefan Kraft landete kampflos seinen zweiten Gesamtweltcupsieg.
Kraft. Und weiter: „Es war von Beginn an ein harter Kampf um die Kugel und zum Schluss eine Nervenschlacht mit Karl und Gott sei Dank dem besseren Ende für mich“, resümiert der Schwarzacher, der mit Österreich im Nationencup hinter Deutschland auf Platz zwei aufgesetzt hat und am Montag in Salzburg die große Kugel überreicht bekommen wird.
Der Startschuss für die erfolgreiche „Kraft-air“fiel schon früh. Mit zehn Jahren schnallte sich der Pongauer Bub erstmals ein paar Ski an seine Schuhe und wagte sich über die ersten Bakken. Schnell auf den Geschmack gekommen, nahmen die Weiten rapide zu, ehe 2010 bei der Junioren-wm in Otepää mit Silber (Einzel) und Gold (Mannschaft) sein Stern erstmals erstrahlte. Schon damals war man sich im Ösv-trainerstab einig, dass im nur 1,70 Meter großen Schanzen-floh enorm viel Potenzial steckt.
Der Rest ist bekannt: Am 29. Dezember 2014 feierte der heute 26-Jährige in Oberstdorf seinen ersten von mittlerweile 21 Weltcupsiegen und fixierte acht Tage später seinen ersten Triumph bei der Vierschanzentournee. 2017 krönte sich Kraft in Lahti zum historischen Doppelweltmeister, stand wenig später in Vikersund den noch heute gültigen Weltrekord von sagenhaften 253,5 Metern und holte im selben Jahr erstmals den Gesamtweltcup.
bisherigen Weg pflasterten, beeindrucken. Und trotzdem ist es rund um das Flieger-ass im Vergleich zu anderen Sportstars windstill. Kraft ist kein Reibebaum wie Schlierenzauer, kein Sprücheklopfer wie Morgenstern und kein Komiker wie Martin
Koch. Nein, Kraft ist einfach nur Kraft – und er gefällt sich in dieser bescheidenen Rolle. Eine Rolle, in der die Familie an erster Stelle steht. Bei ihr und
Freundin Marisa tankt der Überflieger die nötige Kraft für seine Großtaten auf den Großschanzen dieser Welt. Und das in seinem Eigenheim – einer 95 Quadratmeter großen Wohnung mit 60 Quadratmeter Dachterrasse, die er sich in Oberalm bei Hallein gekauft hat. Eine wohlüberlegte Investition, gilt der Ösv-adler, der bisher rund 1,02 Millionen Euro Preisgelde verdient hat, doch als äußerst sparsam: „Eine Freizeitjacke um 200 Euro würde ich mir nie kaufen.“
Trotz seiner vielen Erfolge ist Kraft nach wie vor hungrig. So fehlt ihm etwa noch eine olympische Medaille. „Die Ziele gehen mir nie aus und ich habe noch eine Riesenfreude am Springen.“Trotzdem schmiedet der Fc-bayernfan abseits der Schanzen bereits an seiner Zukunft. So sieht sich Kraft „irgendwann irgendwo im Sportund Ernährungsbereich“.