„Wir spielen weiter, solange wir dürfen“
Nach den Corona-verordnungen hagelte es Absagen im Kulturbetrieb. Und was ist mit denen, die weiterhin Programm machen?
Um 18 Uhr geht es los: Das Forum Stadtpark eröffnet heute in Graz die Ausstellung „Happy Birthday“von Anna Vasof – als einer der wenigen Veranstalter, die im Zuge der Coronaverordnung noch aktiv sind. Forum-leiterin Heidrun Primas sieht die Vernissage auch als „soziale Übung“in Zeiten, in denen der kulturelle Shutdown Künstler isoliert. Die Kunst, plädiert sie, sei schließlich der Ort, „in dem wir darüber reden können, wie wir Gesellschaft aufrechterhalten, und wie und ob wir uns Begegnung weiter zutrauen. Die globale Veränderung, die wir hier erleben, wollen wir im ,echten‘ Raum diskutieren“, sagt Primas.
Auch im „Artist’s“in der Grazer Schützgasse „bleiben wir optimistisch und halten offen“, sagt Tessa Gasser: Am 18. März spielt „Motown“-legende
Leroy Emmanuel gemeinsam mit Christian Wegscheider und Csaba Schmitz ein Clubkonzert: Funk & Soul zum Herzaufwärmen in schwierigen Zeiten.
Die haben nun das Theo Oberzeiring doch zum Pausieren bewogen: „Wir haben nach Erlass der Verordnung noch einen Abend gespielt“, erzählt Leiter Peter Faßhuber, „sind aber zur Überzeugung gelangt, dass wir dem Publikum und uns selbst bestmögliche Sicherheit geben wollen.“Bis 8. April fallen acht Vorstellungen aus, dann will das Theater mit „Der Panther“von Felix Mitterer die nächste Premiere feiern. Die
Ausfälle hofft Faßhuber nach Ende der Verordnung nachzuspielen: „Wir wissen aber momentan nicht, ob wir tatsächlich alles abfedern können.“
Der Pariser Komponist Franck Bedrossian lehrt seit Herbst an der Kunstuniversität Graz. Das Ensemble Schallfeld, spezialisiert auf Neue Musik, widmete dem 49-jährigen Franzosen am Donnerstag ein Willkommenskonzert mit dem Titel „Swing It“im Theater am Lend. Leonhard Garms, Pianist, Dirigent und künstlerischer Leiter des Ensembles, berichtet, dass sich im Theater am Lend (unter 100 Sitze) „mehr Leute als gewöhnlich für unser Konzert angemeldet haben. Die sind derzeit offenbar besonders hungrig nach Kunst und Kultur. Und der emotionale Grund, dass wir auftreten, ist natürlich, dass sehr viele Leute an dem Projekt gearbeitet und zuletzt eine Woche miteinander geprobt haben.“
Mit genau 97 Sitzplätzen darf auch das Grazer Rechbauerkino vorerst den Betrieb aufrechterhalten. Man spüre, „dass der Besuch etwas nachlässt“, berichtet Wolfgang Heigl. Eine Vorführung des Films „Butenland“mit Diskussion war am Donnerstag aber ausgebucht. Und trotz Entfall der Diagonale gebe es in den kommenden Wochen mehr als genug Programm. Heigl: „Wir machen sicher weiter, solange die Leute kommen. Und solange wir dürfen.“
Leroy Emmanuel: am 18. 3. im Artist’s