Zwangspause mit Gänsehaut
Die Coronakrise ist auch ein wirtschaftlicher Härtetest für uns alle, für viele Geschäftsbesitzer aber ganz besonders. Was Konsumenten schon jetzt aus der Krise lernen können.
Falls es in den Wirren der vergangenen Tage noch niemand so klar gesagt hat: Das Krisenmanagement der Regierung auch in wirtschaftlichen Fragen ist gut. Das kann natürlich nur eine Momentaufnahme, ein aktueller Befund sein. Vielleicht Ausdruck einer zu grundoptimistischen inneren Haltung, bevor das Chaos ausbricht. Die Milliardenzahlen sind ohnedies schwer begreifbar. Aber die banale Hoffnung lebt, dass auch im Mai im Lieblingsbeisl noch der wunderbare Koch der Grund sein wird, auf ein feines Essen und ein Glaserl zu gehen. Corona wird mehr als eine Durststrecke werden, keine Frage. Und wer die Zeche irgendwann zahlt, ist natürlich auch klar, der Steuerzahler, also wir alle.
Schräg gegenüber vom Beisl ist übrigens der Supermarkt, am Weg dorthin liegen auch der leere Blumenladen und der verwaiste Imbiss. Der sperrige Begriff Nahversorger, er hat Namen, Gesichter und Gerüche, die jetzt fehlen. Ein paar Tage oder Wochen werden wir schon aushalten. Sehr wahrscheinlich sind wir privat viel besser bei Kasse als mancher Ladenbesitzer. Die Zwangspause sollte deshalb bitte sinnvoll genutzt werden. Wir könnten konkrete Pläne schmieden, wen wir spätestens nach der Krise mit unseren Umsätzen unterstützen wollen.
Das soll jetzt kein expliziter Aufruf gegen Amazon sein, aber wenn der private Konsum in Österreich schon in den vergangenen Jahren eine große Konjunkturstütze war, übrigens auch nach der Finanzkrise, dann steckt da ein beachtliches Potenzial, um schneller wieder aus dem Coronatal zu kommen.
In Tagen wie diesen fühlt sich Einkaufen überhaupt ziemlich anders an. Supermarktbesuche können Gänsehaut bereiten, weil der junge Mann hinter einem in der Kassaschlange in die Kaugummi-zone hustet. Das Abstandhalten will noch gelernt sein. Einkaufen ist definitiv nicht mehr die alte Routine. Jetzt gibt es einen ordentlichen Einkaufszettel für mehr als zwei
Tage, hinter dem eine Wochenplanung steckt.
Auf dem Rückweg reift also der Plan für das Plädoyer: für Nach-corona-einkaufslisten ohne sofortige Bestellbefriedigung. Vielleicht größere Dinge, auf die wir uns im April oder Mai richtig freuen können. Die Masse der Konsumenten verfügt über große Marktmacht. Warum soll die ausgerechnet jetzt nur sehr wenigen nutzen, die zudem hier kaum oder keine Steuern zahlen? Noch sind die meisten von uns gesund, das bietet Zeit zum Nachdenken. Freunde nach Tipps zu fragen, ist in Zeiten des Coronavirus auch eine Idee. onntag ist so etwas noch gelungen, ein Umsatzschnellschuss zwar, aber doch: Die kleine Gärtnerei hatte noch offen. Wie das Meer prächtiger Primeln und Narzissen in vier Wochen aussieht, will keiner wissen. Stiefmütterlich natürlich. Mitleid hilft nicht, auch die staatlichen Hilfen werden für viele ein Tropfen auf den heißen Stein sein. Aber wir Konsumenten haben auch ein bisserl was in der Hand, um das zu lindern. Der Regierung können wir dann vielleicht irgendwann auch noch Rosen streuen.
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