Die wohlhabenden Prediger des Verzichts
Es kann ein Wortspiel nicht so dumm sein, dass es nicht schnell die Runde macht. Neuerdings ist „Zuvielisation“sehr beliebt. Man soll verstehen: „Es ist alles zu viel“, wie jemand schreibt, der sich im angeblichen Zuviel ganz gut eingerichtet hat.
Also was alles ist zu viel? Wahrscheinlich der Jagdausflug des Suv-besitzers nach Südafrika; aber auch die Pauschalreise des bescheiden verdienenden Angestellten nach Hurghada? Der Skiurlaub am Arlberg, der dort Arbeitsplätze schafft (und von dem man leider mit Covid-19 infiziert zurückkommen kann)? Das ordentliche Auto, das mithilfe von Zulieferungen aus der Steiermark in Stuttgart erzeugt wird? Das schöne Haus im Grünen für den Kärntner oder die Gemeindebauwohnung für den ärmeren Wiener?
Von Leuten, denen es an nichts mangelt, wird
jetzt der Verzicht gepredigt. Wer jetzt davon Es hat aber noch niemand redet, nun werde erklärt, wer auf was
verzichten soll und vor der Traum vom
allem, wer bestimmt, worauf Wirtschaftswachstum die anderen zu verzichten ein haben. Ein mit Ende haben, Kirchenvertretern und
Grünen besetztes Volksverbesserungskomitee macht sich nur noch lächerlich.
womöglich? Aber es ist ohnehin nur leeres Gerede: Alles, was den wohlhabenden Zivilisationskritikern an Verzicht bisher eingefallen ist, sind ein paar Flugreisen im Jahr weniger.
Angesichts der massiven Krise mit schlagartig Zehntausenden Arbeitslosen und dem verzweifelten Versuch der Regierung, die Wirtschaft funktionsfähig zu halten, ist die kirchliche Rede davon, dass jetzt Menschenleben wichtiger seien als eine funktionierende Wirtschaft, milde ausgedrückt realitätsfremd. Gottlob glauben das die Tausenden von Billa- und Spar-kassiererinnen nicht auch. er jetzt davon redet, nun werde der „Traum vom ewigen Wirtschaftswachstum“ein Ende haben, macht sich nur noch lächerlich. Abgesehen davon, dass das gegenüber den mehreren Milliarden Menschen in Asien, Afrika und Lateinamerika, die in Armut leben, zynisch ist, werden auch die reichen Europäer sich nach Corona jedes Promille an Wirtschaftswachstum herbeisehnen.
Hans Winkler lebt als Journalist in Wien.
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