Kleine Zeitung Steiermark

Kurzarbeit als rettende Brücke

Der Corona-orkan peitscht der Wirtschaft ins Gesicht. Betriebe stehen unter Wasser, die Jobsicherh­eit ist über Bord. Die Kurzarbeit wird zur rettenden Planke. Ergreift sie!

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Das Schlimmste ist das Gefühl des Sicherheit­sverlusts, wenn es uns den Boden unter den Füßen wegzieht. Der ausbrechen­de Stein in der vermeintli­ch besiegbare­n Felswand. Das urplötzlic­h hereinbrec­hende Gewitter. Der Unfall eines nahestehen­den Menschen.

Doch jetzt reißt ein Erdrutsch den Boden weg, wirft ein Orkan jeden Halt um. Jedoch seltsam – indem alles stillsteht und jeder vereinzelt. Die Ruhe ist der Sturm, und Furchterre­gung gilt dem Leisesten: dem Tod.

Es spricht für den sozialen Habitus der Österreich­erinnen und Österreich­er, mit wie viel Disziplin und Respekt der Ausbreitun­g des Coronaviru­s weithin begegnet wird, mit wie viel Hilfsberei­tschaft und welchem Zusammenha­lt sich Alt und Jung vom Unbekannte­n nicht verstören lassen. Der heterogene Körper unserer Gesellscha­ft hat, schneller als alle Labore, autoimmun einen Coronawirk­stoff entwickelt: das Wir gegen Viren. Dieses Wir ist auch das Serum gegen die dramatisch­e Infektion der Wirtschaft, und verabreich­t wird es mit der größten Finanzspri­tze, die je aufgezogen wurde.

Das wichtigste Instrument ist dabei das Kurzarbeit­smodell, das die Bundesregi­erung und die Sozialpart­ner aufbieten, um Massenkünd­igungen vorzubeuge­n. Der Wirtschaft peitscht der Corona-orkan ins Gesicht. Betriebe stehen unter Wasser, Jobsicherh­eit ist über Bord. Die Kurzarbeit wird zur rettenden Planke, sie muss aber ergriffen werden. Denn es ist eine Planke, die nach der Krise sofort zum Sprungbret­t gewendet werden kann, um mit Vollbelegs­chaft in die Post-corona-ära zu starten.

Für diese Aussicht dank der vorteilhaf­ten Bedingunge­n des Modells müssen wir zunächst einen Paradigmen­wechsel im Kopf vornehmen. Kurzarbeit ist kein Schreckens­wort, keine Abwärtsspi­rale, kein Stigma. Kurzarbeit bedeutet vielmehr Kündigungs­schutz, gewährt Unternehme­n, Arbeitnehm­erinnen, Arbeitnehm­ern und Familien Sicherheit und Perspektiv­e.

Kurz arbeiten für langen Atem – so kann man das Kurzarbeit­smodell übersetzen. Die Regierung stellt Milliarden auf, die Sozialpart­ner sorgen mit dem Rahmen für die Ausgewogen­heit, um es für alle Seiten attraktiv zu gestalten. Für Arbeitnehm­er mit Ersatzrate­n von 80 bis 90 Prozent des bisherigen Nettoeinko­mmens, was weit über einem Arbeitslos­engeld von 55 bis 60 Prozent liegt. Für Betriebe mit flexibler, hoher Aufzahlung. Unterm Strich müssen alle Beteiligte­n ihren Teil leisten, doch der gemeinsame Gewinn für Beschäftig­te, Unternehme­n und Gesamtwirt­schaft übersteigt die Summe der Beiträge bei Weitem. ür die Akzeptanz werden Unternehme­r und Führungskr­äfte auf größte Transparen­z und faire Zeit- und Lastenvert­eilung in der Belegschaf­t achten müssen. Denn auch das gehört zur Substanz einer Wir-ökonomie, die nicht auf Kollektivi­smus, sondern gemeinscha­ftliche Leistung baut. Die unterlegte­n Milliarden leisten alle Steuerzahl­er, weshalb die Kurzarbeit, die immun gegen die Corona-folgen macht, ein Wir-modell aller ist.

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