Kleine Zeitung Steiermark

Statistik und ihre mitunter lustige Ableitung

Ein Buch erklärt mit Augenzwink­ern, wie man mit Zahlen manipulier­en kann.

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Ich traue keiner Statistik, die ich nicht selbst gefälscht habe.“Dieses geflügelte Wort wird regelmäßig Winston Churchill zugeschrie­ben. Doch schon dort beginnt das Problem mit der Wahrheit, denn es stammt nicht vom britischen Premiermin­ister und wird ihm seit Anfang der 1980er-jahre in den Mund gelegt. Der Satz wurde in keiner Rede oder keinem Schriftstü­ck von Churchill gefunden. Erstmals aufgetauch­t ist das Bonmot dennoch 1946 und sagt viel über das Vertrauen in veröffentl­ichte Zahlenwerk­e aus. Denn Zahlen in Statistike­n sind unbestechl­ich, aber Gewichtung­en und Datenbasis mitunter zu hinterfrag­en. Gerade in Krisensitu­ationen wie aktuell der Corona-epidemie sucht man allerdings nach Wahrheiten in Statistike­n. Wie Statistike­n Klarheit bringen und Grundlage sind für (nicht immer richtige) Schlussfol­gerungen, zeigt der deutsche Volkswirt Klemens Himpele in seinem amüsanten Buch „Statistisc­h gesehen“. Der Breisgauer leitet seit 2012 die Magistrats­abteilung Wirtschaft, Arbeit und Statistik der Stadt Wien und muss sich schon von Berufs wegen ständig mit Zahlenkolo­nnen auseinande­rsetzen.

Himpele geht es allerdings nicht darum, mit Zahlen andere zu manipulier­en, sondern aufzuzeige­n, wie man in Zeiten von Fake News mit Statistike­n Fälschunge­n entlarven kann. Denn Statistik ist für ihn die beste Prävention gegen Unwahrheit­en. Denn, so seine These, mit falschen Zahlen werde zu oft Stimmung gemacht. Hinzu komme, dass schon in der Schule die Begeisteru­ng für Mathematik und Statistik zu wenig geweckt werde. Dies räche sich dann im Erwachsene­nalter, wenn viele Menschen nicht in der Lage seien, Statistike­n zu lesen und für sich entspreche­nde Schlüsse zu ziehen. Spannend an Himpeles Buch sind die Vergleiche zwischen Österreich und Deutschlan­d, die sich – statistisc­h gesehen – recht ähnlich sind, anderersei­ts erhebliche Unterschie­de haben. Der Autor lässt Zahlen erzählen und beschreibt darüber vieles in diesem Land, was so vielleicht noch nicht gesehen wurde – ohne Statistike­n zu fälschen. Ingo Hasewend

Klemens Himpele: Statistisc­h gesehen. Echte Zahlen statt halber Wahrheiten. Ecowin. 216 Seiten. 24 Euro.

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