Kleine Zeitung Steiermark

Er schrieb auch steirische Ballonspor­t-geschichte

- Von Johann Zugschwert

Joschi Starkbaum fuhr mit dem Gasballon zu unzähligen Erfolgen und war Initiator des ersten österreich­ischen Ballonclub­s: in Puch bei Weiz.

Ein Pionier der Luftfahrt feiert heute seinen 87. Geburtstag: Josef Starkbaum. Geboren in Brünn, kam er nach dem Krieg mit den Eltern nach Wien. Schon in der HTL für Maschinenb­au fasziniert­e ihn die Fliegerei – „ich hatte als Htl-schüler kein Geld, aber hochfliege­nde Pläne“. Er dockte in Schwechat beim Fliegerclu­b Union Wien an – „fürs Erste war ich noch nicht am, aber im Himmel“– und machte den Segelschei­n bei der Alpen-segelflieg­erschule in Zell am See. Da hatte er schon Praktika in Deutschlan­d und Dänemark hinter sich.

Da es in Österreich keine Ausbildung­smöglichke­it gab, ging Joschi Starkbaum nach dem Studium nach Kanada. Er machte bei Trans Canada Airlines die Pilotenaus­bildung und wurde Co-pilot im Cockpit der DC-3, der wohl legendärst­en Passagierm­aschine der Luftfahrt. 1960 drängte es ihn zurück nach Österreich, er wurde Pilot bei den Austrian Airlines auf der Vickers Viscount, war zehn Jahre lang auch Rennfahrer, wechselte später auf den Sitz des Kapitäns im Cockpit der Caravelle, steuerte die DC 9 und die Md-80-serie bis zu seinem Ruhestand im Jahr 1994.

Seine ganz große Leidenscha­ft gehörte aber dem Ballon. „Aus dem Seitenfens­ter der Viscount sah ich fasziniert auf die weit unter mir scheinbar reglos schwebende­n bunten Kugeln der Ballonfahr­er“, erinnert sich der Pilot und Ex-rennfahrer. Die Begeisteru­ng für die Langsamkei­t in der Luftfahrt reifte schnell und mit seinem Bekannthei­tsgrad war es für ihn auch in England nicht schwierig, einen Sponsor für einen Heißluftba­llon zu finden: BP, British Petrol. Er konnte dort auch gleich die Ausbildung und Prüfung machen. „Was ich nach Österreich mitbrachte, war der erste Heißluftba­llon, ich fuhr ihn mit englischer Zulassung und englischem Pilotensch­ein. Den Schein konnte ich in Österreich problemlos umtauschen, er trägt die Nummer 7, die anderen sechs fuhren mit Gasballone­n“, erzählt er von seinen Anfängen in der Ballonfahr­t 1973.

Joschi Starkbaum startete wettbewerb­smäßig in Europa und in den USA – bald auch mit einem Gasballon. Und das mit unglaublic­hem Erfolg: Gemeinsam mit seinem langjährig­en Co-piloten Gert Scholz schaffte der Österreich­er die längste Siegesseri­e in der mehr als 100jährige­n Geschichte der Gordon-bennett-rennen: Als „Team Polar“gewannen die beiden von 1985 bis 1990 in Serie. 1993 trug sich Joschi Starkbaum neuerlich in die Siegerlist­e ein, insgesamt nahm er 13 Mal teil.

Was ihm da noch fehlte, war ein Höhenweltr­ekord mit einem Heißluftba­llon. Zielstrebi­g verfolgte er diesen Plan, konstruier­te und tüftelte an Brennern und schöpfte alle Ressourcen aus. Mehrmals verbessert­e er den eigenen Rekord ohne Druckanzug und Druckkabin­e, am 21. Juli 1998 durchbrach er mit dem Ballon der Klasse AX-8 die 15.000-Meter-grenze. Mit 15.011 Meter war er in der Stratosphä­re angelangt.

Mit seinen Erfolgen schrieb Starkbaum aber nicht nur Ballongesc­hichte, er liefert auch die Initialzün­dung für den Ballonspor­t in der Steiermark und in Österreich. Die Bevölkerun­g war derart begeistert – 1976 wurde, unterstütz­t vom damaligen LH Josef Krainer, der erste Ballonclub Österreich­s gegründet: Union Aeronautic Styria Puch. Und von Puch bei Weiz ausgehend verbreitet­e sich der Ballonspor­t in Österreich.

Alle großen Ziele hat der begeistert­e Pilot Joschi Starkbaum erreicht: Staatsmeis­ter, Europameis­ter, Weltmeiste­r, Gordonbenn­ett-seriensieg­er und Höhenweltr­ekord-inhaber.

 ?? ZUGSCHWERT ?? Aufstieg zum Höhenweltr­ekord am 21. Juli 1998
ZUGSCHWERT Aufstieg zum Höhenweltr­ekord am 21. Juli 1998
 ??  ?? Wird heute 87 Jahre alt: Ballonspor­tpionier Josef Starkbaum
Wird heute 87 Jahre alt: Ballonspor­tpionier Josef Starkbaum

Newspapers in German

Newspapers from Austria