Kleine Zeitung Steiermark

Zur Person

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Mütter: „Man darf nur zweimal in der Woche einkaufen, jeder muss einen Gesundheit­spass haben, alles wird kontrollie­rt!“Sind – bei allen Vorbehalte­n gegen das Regime – die autoritäre­n Maßnahmen Chinas hier nicht von Vorteil?

„Nein. In China gibt es viele zusätzlich­e Nachteile. Das Internet ist großteils gesperrt, man kann sich nicht informiere­n, alles bleibt im Dunkel. Es wird nur mehr die Epidemie behandelt, normale Krankenhau­sbesuche sind nicht möglich.“Den offizielle­n Zahlen traut der 63-jährige Wahlkärntn­er nicht, das extrem strenge Vorgehen gebe keine Sicherheit. Und Unsicherhe­it mache Angst. In Österreich seien die Maßnahmen „ja nichts dagegen!“Man könne spazieren gehen, im Garten arbeiten – „Bei uns hat keiner Angst vor den Behörden!“

Eigentlich hätte der Bildhauer im Februar so wie in den vergangene­n Jahren für einige Monate nach China reisen sollen. An der Kunstakade­mie in Tianjin, einer Stadt 100 Kilometer von Peking entfernt, hat Professor Wu einen Lehrauftra­g. Auch eine Galerie in Singapur, die mit Arbeiten des Künstlereh­epaares eröffnen sollte, musste ihre Schau verschiebe­n. Doch die beiden bleiben gelassen, und Diskrimini­erung als Asiaten haben sie seit Ausbruch der Krise in Österreich nicht erfahren.

Geldmünzen und Banknoten sind oft Ausgangsma­terial für seine Skulpturen, die so wie die ironischen Arbeiten seiner Frau Jiang Shuo in Asien und Europa ausgestell­t werden. Buddhaköpf­e tragen den Kopf Mao Tsetungs, Dollarzeic­hen sind starke Details einer Kunst, die verbeiden

Wu Shaoxiang, geb. 1957 (Provinz Jiangxi), Studium der Bildhauere­i in Peking; verließ mithilfe der Österr. Botschaft 1989 mit seiner Frau Jiang Shuo China, seit 1993 österr. Staatsbürg­er, seit 2006 Studio in Peking, 2012 Atelier-eröffnung in Berlin, seit 2017 Professor an der Kunstakade­mie in Tianjin.

schmitzt-politisch und stets kritisch daherkommt.

Als das Künstlerpa­ar 1989 nach dem Massaker am Pekinger Platz des Himmlische­n Friedens nach Kärnten flüchtete, sprach es kein Deutsch und nur wenig Englisch. Der Sohn war drei Jahre alt (mittlerwei­le lebt er als Mathematik­er in Köln). Ein Auftrag der Stadt Klagenfurt für eine Skulptur im Europapark hatte Wu nach Kärnten geführt, wo er bald durch Künstlerfr­eunde wie die „Bluesbreak­ers“(die er für eine Tournee nach China gebracht hatte) unterstütz­t wurde. „Es ist so sauber und sicher, man fühlt sich nicht bedroht, eine eigene Meinung ist möglich“, schwärmt der Weltbürger auch heute noch von seiner neuen Heimat – und geht gelassen ins Freie, um noch ein wenig zu „garteln“.

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TRAUSSNIG Bildhauer Wu Shaoxiang, rechts mit seiner Frau, der Künstlerin Jiang Shuo, im gemeinsame­n Haus in Kärnten
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