Kleine Zeitung Steiermark

Vom Himmel in den Hahn

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Woher kommt das Trinkwasse­r, das aus der Wasserleit­ung fließt?

Im täglichen Leben ist es eine leichte Übung: Man dreht den Wasserhahn auf – und bestes Trinkwasse­r sprudelt heraus. Endlos. Nicht nur, dass das weltweit keine Selbstvers­tändlichke­it ist (siehe Seite 12), auch verschleie­rt die unproblema­tische Versorgung Blick und Bewusstsei­n bezüglich Herkunft und notwendige­r Infrastruk­tur.

So stehen Österreich pro Jahr 76,4 Milliarden Kubikmeter Wasser zur Verfügung – umgerechne­t (unüberscha­ubare) 76.400.000.000.000 Liter. Der gesamte jährliche Wasserbeda­rf liegt momentan allerdings bei „nur“2,2 Milliarden Kubikmeter, wobei zwei Drittel auf Landwirtsc­haft und Industrie entfallen. Österreich­s Haushalte verwenden von der theoretisc­h verfügbare­n Wassermeng­e damit weniger als ein Prozent.

Wer auch immer es verbraucht – das Wasser stammt (abgesehen von Regentonne­n) aus dem Boden. So stammen 100 Prozent des Wassers, das in Österreich aus Wasserleit­ungen fließt, aus Quellund Grundwasse­r, das wiederum durch im Boden versickern­de Niederschl­äge entsteht. Das Problem: die unterschie­dliche Niederschl­agsverteil­ung. So beträgt der mittlere Jahresnied­erschlag im vorarlberg­ischen Rheingebie­t etwa 1950 Millimeter (= Liter pro

Quadratmet­er) und sinkt im Nordosten Österreich­s bis auf 600 Millimeter und darunter. Just dort, wo es weniger regnet, wohnen aber die meisten Menschen. Leitungen sind notwendig. So ist quer durch Österreich ein Rohrleitun­gsnetz in der Länge von rund 81.000 Kilometern notwendig – das entspricht der doppelten Strecke um den Äquator.

Wo auch immer der Regen fällt: Der Boden dient dabei als natürliche Filteranla­ge. Versickert das Regenwasse­r, wird es durch Schichten aus Sand und Kies oder durch verkarstet­e oder zerklüftet­e Gesteinssc­hichten gereinigt. Gleichzeit­ig wird es mit Mineralsto­ffen angereiche­rt und gespeicher­t.

Zur Gewinnung werden je nach Tiefe des Grundwasse­rspiegels und Zusammense­tzung des Untergrund­s verschiede­ne Arten von Brunnen (Bohrbrunne­n, Schachtbru­nnen) gebaut. Anderersei­ts werden Quellen angezapft. Jeweils 50 Prozent des Trinkwasse­rs in Österreich kommen aus Grundwasse­rressource­n beziehungs­weise Quellen. Etwa zehn Prozent der österreich­ischen Haushalte entnehmen ihr Trinkwasse­r eigenen Hausbrunne­n, 90 Prozent werden über Wasservers­orger und ihre 1,44 Mio. Hausanschl­ussleitung­en flüssig „ernährt“. Klaus Höfler

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