Früher Smalltalk in der Gaststube
Johanna Rachinger ist als Wirtshauskind
im Mühlviertel aufgewachsen.
Die Generaldirektorin der Österreichischen
Nationalbibliothek über Disziplin, Freiheiten und ihre Sehnsüchte am Land.
und Situationen einzustellen. die Natur gegangen. Das ist mir auch heute noch wichtig.
Als ich nach der Matura zum Studieren nach Wien gekommen bin, war das anfangs sehr schwierig. Ich war vom Heimweh geplagt und das Alleinsein in einem Studentenzimmer fiel mir sehr schwer, da ich gewohnt war, immer von vielen Menschen umgeben zu sein.
Meine Eltern waren sehr bemenschen schäftigt, wir hatten im Gasthaus keinen Ruhetag und sind nie auf Urlaub gefahren. Ein schönes Bild in meiner Erinnerung: Zum Frühstück sind meine Eltern zusammengesessen, haben sich Zeit genommen und den Tagesablauf und alles, was sonst noch wichtig war, besprochen. Das waren so Momente, wo ich gespürt habe, dass sie ihre Arbeit gerne machen. Es gab auch stets ein gemeinsames Mittagessen – auch am Sonntag, wo in der Gaststube besonders viel los war. Meine Mutter hat im Betrieb voll mitgearbeitet und die älteren Kinder haben auf die kleineren aufgepasst. Ich als vorletztes Kind habe immer mitgelernt. Ich konnte schon mit zehn Jahren „Die Bürgschaft“, „Die Glocke“oder den „Erlkönig“rezitieren.
unbedingt üblich, dass man zu Mädchen gesagt hat, sie sollen etwas lernen. Mein Vater aber hat zu meinen Schwestern und mir immer gesagt: „Tuts was lernen, schauts, dass euer eigenes Geld verdients, und dann könnts immer noch heiraten.“
Damals war es am Land nicht