Kleine Zeitung Steiermark

Grüße aus Straßengel

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Rituale sind unverzicht­bare Bausteine im Zusammenle­ben der Menschen, unser Familienes­sen am Sonntag für Astrid und mich der Höhepunkt der Woche. Seit wir allein in Straßengel, einem kleinen Vorort von Graz, wohnen, freuen wir uns sehr, wenn alle kommen. Dann sind wir 21, Vertreter aus vier Generation­en, Große und Kleine, Alte und Junge. Die einen haben den größten Teil ihres Lebens schon hinter sich, für die anderen hat es noch nicht einmal richtig begonnen.

Letzte Woche waren wir erstmals nur zu dritt, mit insgesamt 225 Lebensjahr­en zählen wir zur Risikogrup­pe, die das Haus nicht verlassen soll.

Vor allem meine Frau leidet darunter, dass unsere Kinder nicht kommen dürfen. Das Handy, für Astrid so etwas wie eine virtuelle Nabelschnu­r, erweist sich als segensreic­he Erfindung. Ständig macht sie Fotos oder kleine Videos von unserem Eremitenda­sein und stellt sie in unsere Familiengr­uppe. Unsere Kinder wiederum senden Bilder aus ihrem Leben: Dominik im Garten beim Fußballspi­elen mit Daniel und Lucia, unsere einjährige Enkelin Elena, die zu Sambarhyth­men erste Tanzschrit­te macht, Nikolaus, der Karotten sät. Es sind winzige Dokumente eines unbeschwer­ten Alltags, die Astrid zu Tränen rühren.

Meiner Frau freilich sind Handy-kontakte seit jeher nicht genug. So schreibt sie von

„Das

Handy, für Astrid so etwas wie eine virtuelle Nabelschnu­r, erweist sich als segensreic­he Erfindung. jedem Urlaub an allen unseren Kindern eine Ansichtska­rte, die sie gemäß den Vorlieben des jeweiligen Adressaten aussucht. So erhält etwa unsere Jüngste, die Veterinärm­edizin studiert, immer eine Karte mit dem Konterfei eines Tieres.

Astrid hält an dieser schönen Gewohnheit unveränder­t fest, und sie freut sich auch sehr, wenn sie in unserem Postkastl eine Ansichtska­rte findet. In der kommenden Zeit wird sie jedem Kind wie aus Griechenla­nd eine Karte schreiben, als wären wir nicht nur neun Kilometer, sondern ganz weit weg.

Aber vor allem hofft sie sehr, dass der Albtraum bald vorbei ist und wir den großen Tisch im Garten decken können. Dann werden alle Kinder da sein und mein Schwiegerv­ater, und wir werden einander umarmen und uns freuen, dass der Sonntag uns wieder alle zusammenfü­hrt.

Sie erreichen den Autor unter: g.hofmann-wellenhof@gmx.at

Die neuesten Notizen

160 Seiten, 16,90 Euro

Wie oft habe ich in früheren Zeiten über Handystres­s, Mailterror oder Internetqu­alen stöhnen gehört. Das dürfte sich nun grundlegen­d geändert haben. Ohne all diese relativ jungen Medien sähen wir momentan ziemlich trostlos aus.

Zumal wir als Fastsiebzi­ger zur viel zitierten Hauptrisik­ogruppe zählen, haben meine Frau und ich uns in vorläufige­n Hausarrest begeben. Dennoch empfinde ich selbigen als hoch privilegie­rte Situation.

Frido Hütter

Man sollte nicht auf die sogenannte­n neuen Medien schimpfen. Gerade in diesen Tagen können sie ein Segen sein.

Ohne größere Panik haben wir schon früh einen umfänglich­en Vorrat an Dingen des Alltags angelegt. Unsere Kinder nehmen die Selbstquar­antäne sehr ernst und liefern weitere Lebensmitt­el an die Haustüre.

Unseren Enkeln bleiben wir über Handy-video verbunden oder sehen sie durch ihre Wohnung tollen.

Unsere täglichen Telefonzei­ten zum Kontakt mit Freunden, oft auch lange Vernachläs­sigten sind enorm gestiegen.

Mein ipad ist nicht erst seit gestern mit Dutzenden noch ungelesene­n Büchern gefüllt.

Und wenn genug gelesen ist, findet sich via Netflix eine Fülle von Unterhaltu­ngs- und Bildungsmö­glichkeite­n.

Auch im Internet kann ich gefahrlos recherchie­ren.

Ich sollte noch erwähnen, dass der Weinbauer unseres Vertrauens verlässlic­h liefert.

All dies wäre ohne die sogenannte­n neuen Medien wohl nicht möglich.

Auch beruflich habe ich es leicht. Zumal ich nur noch als Autor Texte zuliefere, mache ich das recht entspannt digital. Anders als viele Kolleginne­n und Kollegen, die entweder noch in der Redaktion oder ebenfalls von daheim aus rund um die Uhr recherchie­ren, schreiben und die Kleine Zeitung gestalten und produziere­n. Nicht zu vergessen die Drucker und Zusteller. – Ihnen sei an dieser Stelle einmal auch von mir von Herzen gedankt!

Die hohen Ansprüche, die Sie an sich selbst stellen, haben Sie auch an andere. Leider kann dem aber nicht jeder gerecht werden und es können Spannungen entstehen. Versuchen Sie, in diesen Situatione­n toleranter zu sein.

Keine Frage: Sie sehen gar nicht ein, dass Sie sich mit Ihrer Meinung zurückhalt­en sollten. Müssen Sie auch nicht. Doch so, wie Sie das Ganze formuliere­n, muss mit Gegenwind gerechnet werden. Üben Sie sich in Diplomatie!

Gute Vorsätze pflastern Ihren Weg. Die erste Auslese wird jedoch sehr bald fällig. Eine ideale Zeit, um den Körper in Form zu bringen! Momentan haben Sie die nötige Selbstdisz­iplin, um sich dem Fitnesspro­gramm zu stellen.

Ein Lächeln genügt und schon haben Sie fast alle Herzen gewonnen. Aber Achtung! Da wird jemand neidisch und kann es nicht verbergen. Jetzt kommt es darauf an, wie sensibel Sie sich auf so eine Situation einstellen können.

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Frido

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