Premierminister in Isolation
Heiterkeit löste am Freitag ein Videofilmchen aus, auf dem man Johnsons Chefberater Dominic Cummings mit einem Rucksack auf dem Rücken aus der Regierungszentrale stürmen sah, als sei der Leibhaftige hinter ihm her. Westminster – Standort des Parlaments und der wichtigsten Ministerien – weist eine überdurchschnittliche Erkrankungsrate auf.
Mit Erleichterung wurde vermerkt, dass Johnson die 93-jährige Königin Elizabeth vor 16 Tagen zum letzten Mal getroffen hatte. Seither hatte die in Schloss Windsor abgeschottete Monarchin ihrem Premier nur telefonische Audienzen gewährt. Ob sich die Queen einem Test unterzogen hat, ist unklar. Prinz Charles, der Thronfolger, ist ja bereits am Virus erkrankt.
Weitere Minister und Mitarbeiter Johnsons sollen nun auf das Virus getestet werden. Es wurde auch die Frage laut, ob sich Johnsons schwangere Partnerin Carrie Symonds angesteckt haben könnte.
Die Nachricht von der Ansteckung Johnsons sorgte für zusätzliche Unruhe auf der sowieso nervösen Insel. Am Freitag meldete das Land einen Anstieg der Corona-toten um fast ein Drittel, von 578 auf 759. London verzeichnet einen dramatischen Ansturm auf die Spitäler und bereitet sich laut Experten „auf einen Tsunami“vor.
In fieberhafter Eile wird in einem Ost-londoner Messezentrum ein Riesenlazarett mit Betten und Beatmungsgeräten für 4000 Patienten vorbereitet. Ärzte- und Pflegeteams sollen dort für sechs Wochen stationiert werden und übernachten. Auch in Birmingham und Manchester werden im Schnellverfahren Ausstellungshallen und Konferenzzentren zu Notkrankenhäusern umgebaut.
Mancherorts fehlt schon jetzt bis zur Hälfte des Klinikpersonals.
Tausende pensionierte Ärzte und Pfleger wollen in der Notlage in den Dienst zurückkehren. Über 700.000 Freiwillige haben sich für „Hilfsdienste“registrieren lassen. Als Ausdruck ihrer Dankbarkeit für den
Einsatz der Mitarbeiter des Nationalen Gesundheitsdienstes (NHS) und anderer öffentlicher „Front-dienste“haben viele Briten damit begonnen, abends um acht Uhr vor ihre Haustüren oder an die Fenster zu treten und zu applaudieren. Öffentliche Gebäude erstrahlen in Blau, der Farbe des NHS. Das ganze Land sei den Betreffenden „enorm dankbar“, hat die Queen verkündet. Auch die Royals klatschen angeblich mit.