„Den wirtschaftlichen Infarkt vermeiden“
„Folgeschäden dürfen nicht aus dem Ruder laufen“, betont Ivpräsident Knill. Verantwortungsvoller Stufenplan zum Wiederhochfahren der Wirtschaft nötig. Kurzarbeit bei Knapp AG.
Die Gratwanderung der – mit zahlreichen Restriktionen verbundenen – Bekämpfung der Virusausbreitung bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung der Produktion ist zum Alltag in der steirischen Wirtschaft geworden. Das Stimmungsbild in Industriebetrieben fasst Georg Knill, Präsident der steirischen Industriellenvereinigung so zusammen: „Wir alle hoffen auf Fortschritte bei der Corona-bekämpfung durch das angepasste Verhalten der Bürger, Mitarbeiter und Unternehmen.“Gleichzeitig gelte es aber, „einen drohenden schleichenden wirtschaftlichen und damit gesellschaftlichen Infarkt zu vermeiden“. Denn die Folgeschäden „drohen aus dem Ruder zu laufen, wenn nicht sichergestellt ist, dass ein konzertiertes Weiterarbeiten in der arbeitsteiligen Wirtschaft ermöglicht wird“.
Die wirtschaftlichen Hilfen der Regierung würden nur eine Atempause verschaffen, es brauche einen „verantwortungsvollen Stufenplan und einen klaren Rahmen“für das Wiederhochfahren der Wirtschaft, bei gleichzeitiger Verstärkung der Schutzmaßnahmen. Klar sei aber, „dass Lösungen in und für Österreich nicht Lösungen für all unsere Herausforderungen darstellen“, denn die exportorientierte heimische Wirtschaft benötige „funktionierende Weltmärkte und offene Grenzen, um den Wirtschaftskreislauf im eigenen Land in Schwung zu halten“, so Knill. Mit den USA und Italien seien aktuell „zwei unserer wichtigsten Märkte schwer und für Monate getroffen“.
Diese internationale Komponente schlägt beispielsweise beim Intralogistikspezialisten Knapp AG – die Exportquote liegt bei 98 Prozent – voll durch. Das Unternehmen verfügt zwar weiterhin „über eine ausreichende Auftragslast“, wie mitgeteilt wird. „Aufgrund der Reisebeschränkungen musste aber ein Großteil der internationalen Baustellen stillgelegt werden.“Daher werden mit 1. April nahezu alle Mitarbeiter in Österreich zur Kurzarbeit angemeldet. Knapp beschäftigt weltweit 4500 Mitarbeiter, davon allein 2100 in der Zentrale in Hart bei Graz. Die Produktion und der Servicebetrieb bleiben aufrecht, da man kritische Infrastruktur, insbesondere für die Medikamentenund Lebensmittelversorgung, bereitstelle.
Die Produktion aufrechtzuerhalten, ist auch aus Sicht von Michael Viet, CEO der Payer Group, von großer Bedeutung. „Wir produzieren an unserem Standort in Reiteregg Teile für Beatmungsgeräte und für den intensivmedizinischen Bereich. Daher ist es auch unsere soziale Verantwortung, mit allen Kräften unsere Produktion am Laufen zu halten.“Wie Viet zeigt sich auch Nikolaus Szlavik, Geschäftsführer von PIA Austria, beeindruckt davon, wie die Belegschaft damit umgehe. „Wir können auf jeden Fall jetzt schon sagen, dass uns das als Team noch stärker zusammengeschweißt hat“, so Szlavik. „Das Verständnis der Pia-belegschaft für die gesetzten, zum Teil einschneidenden Maßnahmen und die Geschwindigkeit, mit der diese auch umgesetzt wurden, macht mich sehr stolz.“