Kleine Zeitung Steiermark

Der Tanz ums Goldene Kalb ist zu Ende

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Das Wort Sitzfleisc­h hat durch die Coronakris­e eine neue Bedeutung erlangt. In ganz Europa sitzt die Branche auf ihren Fleischber­gen, weil der Absatz eingebroch­en ist. Gastronomi­e, Hotellerie und die Fast-food-ketten waren lange zu und in häuslicher Isolation nimmt offenbar die Fleischesl­ust ab, jedenfalls die nach Rind-, Kalbund mittlerwei­le auch Schweinefl­eisch. Lediglich Geflügel boomt, ein Trend der letzten Jahre, den die Krise noch einmal verstärkt.

Was lernt die Fleischbra­nche daraus? Wird sie etwas lernen? Kann sie etwas lernen? Oder verharrt sie im althergebr­achten Reaktionsm­uster: Fleisch teuer bunkern mit Mitteln aus dem gemeinsame­n Agrarbudge­t und der Begründung, dass sonst die ganze Branche den Bach runtergeht? Dann hoffen, dass mit entspreche­ndem Marketing und Absatzförd­erungen sich der

Fleischber­g nach der Öffnung „Man muss nicht schon irgendwie abbauen Fleischver­zicht wird im Rennen

mit Großkonkur­renten predigen. Die Vernunft

wie Brasilien und der legt ein Gesundschr­umpfen USA um globale Absatzmärk­te? Um damit die Voraussetz­ungen hin zur standortge­rechten für die

Probleme, die jetzt die Produktion

ganze Branche beuteln, nahe.“

fleißig weiter am Leben zu erhalten? Oder kehrt irgendwann langsam Vernunft ein? Sieht man auch angesichts der nächsten Krise, die jetzt zwar ausgeblend­et ist, aber doch ganz und gar nicht bewältigt, nämlich der Klimaerwär­mung ein, dass der Tanz ums Goldene Kalb/ Rind/schwein zu Ende ist? Dass immer mehr junge Menschen längst zu einer anderen Melodie tanzen, mag die nun einen veganen, vegetarisc­hen oder flexitaris­chen Rhythmus vorgeben? an muss nicht den großen Fleischver­zicht predigen als Buße für die „Corona-strafe“, nicht, dass ich falsch verstanden werde! Die ganz normale Vernunft und das Deuten der überdeutli­chen Zeichen legen ein „Gesundschr­umpfen“in Richtung einer standortge­rechten Landwirtsc­haft und Produktion nahe. Das wäre gut fürs Klima, fürs Tierwohl, für die Umwelt und bei entspreche­nder Wertsteige­rung, die der Handel und die wiedererst­andene Gastronomi­e ihren Kunden und Gästen schmackhaf­t machen und verkaufen müssten, auch gut für den Bauernhof.

Hannes Royer ist Bergbauer und Gründer der Plattform „Land schafft Leben“

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