Brisante Studie über Probleme in islamischen Ländern
Ruud Koopmans wusste schon vorher, dass er sich mit seiner Studie über „das verfallene Haus des Islam“in ein öffentliches Minenfeld begibt. Der niederländische Soziologieund Migrationsprofessor der Humboldt-universität Berlin erlebt in der Diskussion oft, dass Islamkritik mit Islamfeindlichkeit verwechselt wird. Koopmans ist Islamkritiker, betont aber auch, jedenfalls nicht islamfeindlich zu sein. In seiner Studie erforschte er „religiöse Ursachen von Unfreiheit, Stagnation und Gewalt“, sie ist nun bei C. H Beck (288 Seiten, 22,80 Euro) erschienen. Er stellt zunächst einmal fest, dass in der islamischen Welt Demokratien deutlich auf dem Rückzug sind und damit weit hinter einen Stand gefallen sind, wie er vor
Jahren schon einmal zu erkennen war. Koopmans macht den islamischen Fundamentalismus als Hauptproblem verantwortlich. Der westliche Kolonialismus habe früher zu einer gewissen Demokratieliebe geführt, die aber inzwischen verblasst sei, so die These des Soziologen. Für muslimische Migranten heißt das: Koopmans erscheint eine liberale Auslegung koranischer Gebote als passender Weg, um eine bessere Assimilation zu erreichen. Er hält den Islam durchaus für reformierbar. Das Buch ist eine hervorragende Grundlage für eine Versachlichung dieser hitzigen Debatte der vergangenen Jahre.
Ingo Hasewend