Kleine Zeitung Steiermark

Mathe, filmreif erklärt

- Von Norbert Swoboda

Grazer Mathematik­studenten werden filmreif. In mühevoller Arbeit produziere­n sie Erklärvide­os für Schüler aller Altersstuf­en.

Dass das Coronaviru­s auch ungeahnte Energien freisetzen kann, ist schon öfter beschriebe­n worden. Auch Grazer Lehramtsst­udenten für Mathematik haben sich nun beflügeln lassen. Zunächst ungewollt, aber mit steigender Begeisteru­ng sind sie faktisch „Youtuber“geworden, die kleine Filme produziere­n.

Bernd Thaller, Mathematik­professor an der Universitä­t Graz und führend im Fachdidakt­ikzentrum Mathematik tätig, ist stolz auf seine Studenten: „Das Engagement ist enorm. Es braucht viele Stunden, bis ein fünf- bis zehnminüti­ges Video fertiggest­ellt ist.“Die Videos erklären beispielsw­eise die Prozentrec­hnung, beschäftig­en sich mit dem Thema Mittelwert oder auch der Wahrschein­lichkeit. „Die Studenten erstellen zunächst ein Drehbuch, dann wird gefilmt, dann wird das durchdisku­tiert und mehrmals verbessert und neu gefilmt“, sagt Thaller. Begonnen hat die Initiative eigentlich im Rahmen einer herkömmlic­hen Lehrverans­taltung, in der angehende Lehrer lernen sollen, mit Kleingrupp­en umzugehen. „Etwa im Bereich der Maturavorb­ereitung“, so Thaller. Tatsächlic­h waren bereits 100 Schüler für solche Maturakurs­e in der Karwoche angemeldet, als das Coronaviru­s alles vereitelte. usammen mit Kollegen in Wien (die bei der Aktion federführe­nd sind) wandelte sich die ursprüngli­che Initiative mit dem netten Namen „Mathematik macht Freu(n)de“plötzlich zu einer Online-aufgabe. „Wir haben den Studenten zum Teil Grafik-tablets und gute Mikrofone aus eigenen Mitteln finanziert und zur Verfügung gestellt.“Dann begannen die Mathematik­er zu experiment­ieren: Wie erklärt man am besten ein schwierige­s Thema?

Aber gibt es nicht schon ohnehin Tausende Mathematik­videos im Netz? Ja – und nein, sagt Thaller. „Es gibt sehr große Unterschie­de in den Lehrplänen. In Amerika beispielsw­eise wird anders multiplizi­ert als bei uns. Diese Videos sind auf unsere Verhältnis­se maßgeschne­idert.“ehr als 500 Videos gibt es bereits. Sie sind frei und gratis zugänglich (unter „Mathematik macht Freu(n)de“an der Universitä­t Wien zu finden), Passwort oder Spezialsof­tware sind dafür nicht notwendig. Der Erfolg ist daher groß: „An manchen Tagen haben bis zu 20.000 Schüler unsere Videos aufgerufen“, ist Thaller stolz.

ZM

Thomas Rossacher

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KK Uni-professor Bernd Thaller koordinier­t
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