Die Kirche auf der Suche nach sich selbst

Hans-peter Premur, katholischer Priester in Krumpendorf

Es waren merkwürdige Erfahrungen, die wir in den letzten Wochen gemacht haben. Manches war dabei überraschend schön, zugleich unheimlich und nach wie vor ist es eine Herausforderung, wie man im Abstand wieder Gemeinschaft erleben kann.

Wie kann ohne echte Berührung eine Rührung im Herzen aufkommen? In den Tagen nach der „Öffnung“wurde versucht, Begegnung unter schwierigen Umständen zu gestalten. Auch in den Gottesdiensten war dies spürbar. Maiandachten im Freien oder das Miteinander in den Kirchen nach langer Abstinenz war und ist ein ambivalentes, aber bewegendes Erlebnis, das uns die Bedeutung der „Versammlung“neu ins Bewusstsein bringt. Das Zusammenkommen einer, wenn auch beeinträchtigten, Kirchengemeinde, ist ein magischer Moment, weil man durch das verunsicherte Miteinander direkt in die biblische Geburtszeit der Kirche selbst hineinversetzt wird. Die Jüngerinnen und Jünger versammeln sich regelmäßig im bedeutungsvollen Obergemach. Sie alle

sind von Zweifeln und Zukunftsängsten geplagt. Altbekanntes ist zerbrochen, das Neue noch nicht erkennbar. Eines ist in den letzten fünfzig Tagen klar geworden: Das, was Jesus angefacht hat, wird weitergehen, ist nicht gestorben.

Aber wie soll das gehen, ohne ihn selbst? Mitten in diese Fragen hinein, mitten in dieses aussichtslose Unterfangen bricht eine Jesuserfahrung ein. Friede sei mit euch. Eine spirituelle Friedenserfahrung ist ein so großes inneres Geschenk, dass dies nur vom Auferstandenen selbst kommen kann. Damals wie heute. Nun feiern wir Pfingsten und die Texte, die wir in diesen pandemischen Zeiten lesen, bekommen oft eine neue Bedeutung. Sie lassen mich den kommenden Tagen und Wochen wieder hoffnungsvoll entgegengehen. Der Auferstandene haucht der Versammlung von Anfang an Frieden und Leben ein. Dieser Empfang des Heiligen Odems ist die Gewissheit, an Gottes innerster Kraft Anteil zu haben. Er vermag es immer wieder aus der Glut unter der Asche des Glaubens neues Feuer zu entfachen.